So wie Deutschland haben die Österreicher 4 Tore geschossen, aber im Gegensatz zu Deutschland kein einziges bekommen.
Grimmige Revanche
Vor 43.000 Zuschauern im Wiener Ernst-Happel-Stadion hat Österreichs Nationalteam am Dienstag den ersten Sieg in der Qualifikation zur WM 2014 eingefahren. Mit einem 4:0 gelang der ÖFB-Auswahl gegen Kasachstan dank überzeugender Leistung die grimmige Revanche für das 0:0 in Astana. Marc Janko mit einem Doppelpack (24., 63.), David Alaba (71.) und Martin Harnik (93.) bescherten Marcel Koller den ersten Pflichtspielsieg seiner Ära als österreichischer Teamchef.
Der bärenstarke Bayern-Jungstar Alaba leistete bei seinem Comeback nach dreimonatiger Verletzungspause noch dazu die Vorarbeit zu beiden Janko-Kopfballtreffern. Mit vier Punkten aus drei Partien belegen die Österreicher in der Gruppe C Rang vier. Auf Schweden und Irland, die Hauptkonkurrenten um Platz zwei hinter Leader Deutschland, beträgt der Rückstand drei bzw. zwei Zähler. Weiter geht es in der Quali am 22. März, wenn Österreich die Färöer empfängt. Vier Tage später kommt es zum richtungsweisenden Spiel in Irland.
Kollers „goldenes Händchen“ mit Janko und Alaba
Die Bezeichnung „Schicksalsspiel“ hatte Koller naturgemäß abgelehnt. Nach dem 0:0 in Astana hatte sich der ÖFB-Headcoach dennoch zu personellen Umstellungen gezwungen gesehen. Am 4-2-3-1-System hielt der Schweizer wie angekündigt fest. Andreas Ivanschitz, Julian Baumgartlinger und György Garics fanden sich aber auf der Ersatzbank wieder. Für sie rückten Marc Janko als Solospitze, Florian Klein auf der rechten Abwehrseite und David Alaba als zweiter „Sechser“ neben Veli Kavlak in die erste Elf. Martin Harnik kam neben Zlatko Junuzovic über die rechte Flanke. Marko Arnautovic wechselte auf die linke Seite.ORF.at/Dominique HammerJanko bewies zweimal nach Alaba-Vorlage Köpfchen
Dass Alaba nach dreimonatiger Verletzungspause gleich beginnen durfte, erfüllte nicht nur den spielerischen, sondern auch den erhofften Stimmungs-„Push“. Schon bei der Aufzählung der Startformation hatte der Bayern-Jungstar den meisten Jubel ausgelöst. Als die Österreicher in den ersten Minuten einen möglichst druckvollen Einstieg in die Partie suchten, war Alaba trotz mangelnder Spielpraxis ebenfalls ein belebendes Element. Mit dem erklärten Ziel einer schnellen Führung startete die ÖFB-Auswahl mutig, lauffreudig und inspiriert.
„Neue“ sorgen für erlösende Führung
Obwohl der aufgerückte Innenverteidiger Sebastian Prödl beim ersten Eckball in einem Kopfballduell beinahe k. o. ging und so für erste Schrecksekunden sorgte, schien es bis zum ersten Tor nur eine Frage der Zeit zu sein. Trabzonspor-Legionär Janko (6.) machte mit einer zu hoch angesetzten „Granate“ von der Strafraumgrenze den Auftakt. Harnik (9.) rasierte mit einem herrlichen Weitschuss das Außennetz am rechten Kreuzeck. Arnautovic (15.) blieb nach einem sehenswerten Alleingang am letzten von drei Gegenspielern vor dem Tor hängen.
Gefühlte 90 Prozent Ballbesitz gegen die von Coach Miroslav Berankek gnadenlos destruktiv eingestellten Kasachen brachten vorerst nichts Zählbares - auch weil ein weiterer Harnik-Schuss (15.) von Keeper Andrej Sidelnikow entschärft wurde und Alaba (16.) aus etwa 25 Meter Entfernung knapp verzog. Eine Maßflanke des 20-jährigen Hoffnungsträgers sollte die haushoch überlegenen Österreicher dann aber erlösen. Von halbrechts zirkelte Rückkehrer Alaba den Ball ideal in den Strafraum, wo Janko im Stile eines Goalgetters lauerte und zum hoch verdienten 1:0 (24.) einköpfelte.ORF.at/Dominique HammerJanko glückte der Befreiungsschlag
Dauerdruck hält an
Befreit und beflügelt zugleich suchte das von den Deutschland-Profis Arnautovic, Junzovic (beide Werder Bremen) und Alaba angeführte ÖFB-Team sofort die frühe Vorentscheidung. Bei einem gefährlichen Aufsetzer von Arnautovic (27.) bewahrte Sidelnikow die in der eigenen Hälfte einzementierten Kasachen vor dem zweiten Gegentor. Ein wunderschöner Volleyschuss von Alaba (28.) nach Eckball des ebenfalls immer stärker werdenden Junuzovic prallte von der linken Stange zurück. Spätestens als ein Harnik-Fersler (29.) nach Junuzovic-Querpass knapp am Tor vorbeirollte, hätte es 2:0 stehen müssen.
ÖFB-Torhüter Robert Almer, der bei Fortuna Düsseldorf seit Wochen auf der Ersatzbank schmort, „musste“ auch in Wien mit der Zuschauerrolle vorliebnehmen. Nicht ein Schuss der Kasachen kam auf Almers Kasten, vielmehr musste Gegenüber Sidelnikow bei einem neuerlichen Versuch von Arnautovic (31.) sein ganzes Können aufbieten. Die Pausenführung der Österreicher war zwar zu niedrig, eine echte Gefährdung durch die offensiv nicht vorhandenen Gäste konnte man sich aber auch für die zweite Hälfte kaum vorstellen.
Matchwinner legen nach
Der in Anbetracht der langen Verletzungspause sensationell starke Alaba (47.) eröffnete diese mit der ersten großen Chance nach einem Stanglpass von Christian Fuchs. Als der angeschlagene Prödl nach einer Stunde durch Aleksandar Dragovic ersetzt wurde, hatten die Österreicher vor dem kasachischen Strafraum schon wieder ein klassisches „Powerplay“ aufgezogen. Das zweite Tor lag förmlich in der Luft und sollte eine Kopie des ersten ÖFB-Treffers werden.
Wieder war es Alaba, der mit einer perfekten Flanke von rechts die Schwächen in der kasachischen Innenverteidigung offenlegte. Und erneut war es Janko, der den angedrehten Ball mit einem wuchtigen Kopfstoß zum 2:0 (63.) versenkte. Das insgesamt 13. Tor des gebürtigen Niederösterreichers im ÖFB-Team war gleichzeitig die Entscheidung. Zu wenig kam von den schwachen Kasachen, als dass man auch nur mit einem Gegentreffer rechnen musste.
„Oh, wie ist das schön“
Vielmehr vergab Harnik (68.) eine weitere „Hundertprozentige“ alleine vor Sidelnikow. So blieb es Alaba (71.) vorbehalten, seine großartige Leistung mit dem 3:0 nach Vorarbeit des ebenfalls stark spielenden Arnautovic zu krönen. Aus spitzem Winkel setzte der ÖFB-Youngster den Ball von links exakt ins kurze Eck. Als Alaba zehn Minuten vor Schluss gemeinsam mit Janko ausgewechselt wurde, sangen die begeisterten Fans im Happel-Stadion schon „Oh wie ist das schön“. Dabei sollte der Schlusspunkt erst folgen. Nach Assist von Arnautovic drückte Harnik den Ball in der Nachspielzeit zum 4:0 über die Linie.
Harald Hofstetter, ORF.at
WM-Qualifikation, Gruppe C
Dienstag:
Österreich - Kasachstan 4:0 (1:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 43.000 Zuschauer, SR Kehlet (DEN)
Torfolge:
1:0 Janko (24.)
2:0 Janko (63.)
3:0 Alaba (71.)
4:0 Harnik (93.)
Österreich: Almer - Klein, Prödl (59./Dragovic), Pogatetz, Fuchs - Kavlak, Alaba (81./Leitgeb) - Harnik, Junuzovic, Arnautovic - Janko (81./Jantscher)
Kasachstan: Sidelnikow - Nurdauletow, Muchtarow, Dimitrenko (74./Gurman), Kirow - Bogdanow, Korobkin - Konisbajew, Nurgalijew (83./Chairullin), Schachmetow (69./Islamchan) - Gridin
Gelbe Karten: Harnik, Kavlak bzw. Bogdanow, Nurgalijew
Die Besten: Janko, Arnautovic, Alaba bzw. Sidelnikow