Frankfurt/Main (dpa) - Mit einer Papp-Meisterschale in den Händen tanzte Verteidiger Dante durch den Kabinengang. Aus den Duschräumen drang immer wieder der Song: "Deutscher Meister FCB.".
Früher und vielleicht auch lauter ist in der Geschichte der Fußball-Bundesliga noch nie ein Titelgewinn gefeiert worden. Der FC Bayern München machte am Samstag durch den 1:0 (0:0)-Sieg bei Eintracht Frankfurt vorzeitig seine 23. Meisterschaft perfekt. "20 Punkte Vorsprung sechs Spieltage vor Schluss - das ist eine wunderbare Antwort auf die beiden letzten Jahre. Jetzt wollen wir aus einer Super-Saison noch eine Super-Super-Saison machen", meinte ein stolzer Präsident Uli Hoeneß mit Blick auf die noch ausstehenden Titelchancen im DFB-Pokal und vor allem in der Champions League.
Wer allerdings geglaubt hatte, dass die Bayern aus Rücksicht auf das Viertelfinal-Rückspiel am Mittwoch bei Juventus Turin nur zurückhaltend feiern oder sich in irgendeiner Form schonen würde, der sah sich getäuscht. Die Spieler jubelten und tanzten gleich nach dem Schlusspfiff auf dem Rasen herum. Sie bildeten einen Kreis und warfen ihren Trainer Jupp Heynckes durch die Luft. Sie waren in dieser durch ein schönes Hackentor von Bastian Schweinsteiger (52.) entschiedenen Partie sogar fast in Bestbesetzung aufgelaufen. All das zeigt, wie wichtig dem Rekordmeister dieser Titel ist - nachdem er zweimal zähneknirschend Borussia Dortmund gratulieren musste.
"Diese Meisterschaft fühlt sich fast noch einen Tick schöner an als die anderen", bestätigte Kapitän Philipp Lahm. "Es ist etwas Besonderes, die Schale schon am 28. Spieltag zu bekommen. Das hat noch keine Mannschaft geschafft, deshalb ist unsere Freude riesengroß. Es war unser Ziel, deutscher Meister zu werden nach zwei Jahren ohne Titel, was ja fast nicht denkbar ist beim FC Bayern. Aber jeder weiß, dass wir noch weitere große Ziele haben."
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FC Bayern feiert den Rekordtitel
Der FC Bayern steht bereits sechs Spieltage vor Schluss als Deutscher Meister fest. Durch ein Tor von Bastian Schweinsteiger gewinnen die Münchner 1:0 in Frankfurt, das in der Endphase allerdings einige Chancen auslässt. Borussia Dortmund kann trotz eines knappen Erfolgs den frühen Titelgewinn nicht verhindern.
Und dann feierten sie doch, schon auf dem Spielfeld. Die Mannschaft bildete einen hüpfenden Kreis, sie rannte Richtung Fanblock, Philipp Lahm sang mit den Zuschauern "Deutscher Fußball-Meister, Deutscher Fußball-Meister, Deutscher Fußball-Meister - FCB". Die Spieler warfen ihren Trainer Jupp Heynckes in die Frankfurter Luft, sogar Matthias Sammer stand strahlend am Rande des Spielfeldes.
Der FC Bayern München gewinnt mit dem 1:0 bei Eintracht Frankfurt seine 23. Meisterschaft. So früh wie nie zuvor ein Klub in der 50-jährigen Bundesliga-Geschichte. Das einzige Tor erzielte Bastian Schweinsteiger per Hacke nach 52 Spielminuten. In den sechs ausstehenden Spielen kann Borussia Dortmund (siegte 4:2 gegen den FC Augsburg) die 20 Punkte Rückstand nicht mehr aufholen.
"Dieser Titel ist was ganz besonders, Dortmund hat uns zwei Spielzeiten richtig geärgert und das ist eine wunderbare Antwort", sagte Präsident Uli Hoeneß. Sein Trainer Heynckes erklärte: "Nicht nur, dass wir viele Spiele gewonnen, sondern auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war außergewöhnlich."
Die Vergabe der 50. Meisterschaft der Fußball-Bundesliga ist ja in vielen Hinsichten seltsam. Da sind einerseits die Bayern, die nach zwei titellosen Jahren mit all ihrer Energie und alle ihrem Geld diese Saison dominieren wie nie eine Mannschaft zuvor. Die Rekorde purzeln nur so dahin, die Münchner pulverisieren einige Bestmarken. Zum Beispiel: Der Sieg Frankfurt ist der elfte im elften Rückrundenspiel. Dagegen gelingt Borussia Dortmund keine Wiederholung der beiden vergangenen Spielzeiten, weshalb Platz eins nicht einmal mit dem Fernglas zu sehen ist. Eine einzige Genugtuung ist diese Saison für die Münchner - dennoch kündigten sie an, in Frankfurt nicht richtig feiern zu wollen.
Denn die Bayern sind so dermaßen überlegen, dass sie zu einem Zeitpunkt die Meisterschaft gewinnen, zu dem die Menschen auf den Tribünen Schal und Handschuhe anhaben (in Frankfurt war es wieder bitterlich kalt und grau). "Bei solch kühlen Temperaturen bin ich noch nie Deutscher Meister geworden, weder als Spieler noch als Trainer", berichtete Heynckes, für den es die siebte Meisterschaft ist. Dazu geht es Anfang April auch in der Champions League um alles: Das Rückspiel bei Juventus Turin steht an - wer will sich da in einer Meisterfeier verausgaben? Dennoch sagte Kapitän Philipp Lahm: "Das ein oder andere Bier wird heute sicher aufgemacht, wir haben ja noch eine Reise nach München vor uns." Uli Hoeneß freute sich auf ein Glas Champagner im Flugzeug.
Vor dem Spiel in Frankfurt hatten die Münchner ihren Biersponsor angerufen mit der Nachricht, bitte kein Kaltgetränk anzuliefern für etwaige Duschen aus Weißbiergläsern. Es gab auch keine Meister-T-Shirts. Sportvorstand Matthias Sammer erklärte dazu: Die Münchner wollten physisch und psychisch vorbereitet sein auf das Duell in Turin, "wir haben uns mehr auf die Fahnen geschrieben, als nur Deutscher Meister zu werden. Da muss man sich auch mal anders verhalten."
Jupp Heynckes stellte fast seine beste Elf auf, nur der erkältete Mario Mandzukic, Franck Ribéry und Daniel van Buyten wechselten mit Mario Gomez, Xherdan Shaqiri und Jérôme Boateng.
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