Bayern-Boss fühlt sich
von Fangruppen bedroht
Der Zwist zwischen zwei Fangruppierungen von Bayern München und dem Vorstand des Vereins erreicht eine neue Dimension: Bayern-Manager Uli Hoeneß droht jetzt sogar mit Rücktritt.
"Wenn das nicht lösbar ist, höre ich auf", sagte Hoeneß der "Sport Bild" und verwies auf seinen Amtskollegen des AC Mailand: "Ich habe keine Lust, demnächst wie Adriano Galliani 24 Stunden unter Polizeischutz zu stehen. Oder wie in Marseille 5000 Freikarten an die Ultras zu verteilen."
Eigene Geschäfte
Die Vorstandskollegen Karl-Heinz Rummenigge und Karl Hopfner schloss Hoeneß mit in die Rücktrittsdrohung ein. "Wenn die ihre Politik konsequent weiterführen, sind wir die falschen Leute", erklärte der Manager in Bezug auf den Druck einzelner Fangruppen, die seiner Aussage nach in der Arena einen eigenen Stand haben wollen, um "ihre eigenen Geschäfte zu machen".
Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern war es vergangene Woche zum Eklat zwischen Hoeneß und den Fans gekommen. Der Manager hatte nach deren Kritik an Vorstand und Stimmung im Stadion unter anderem die provokante Frage aufgeworfen: "Was glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid!?"
Druck bestimmter Fangruppen
In den vergangenen Tagen hatte er seinen emotionalen Ausbruch relativiert und seine Kritik auf den "Club Nr. 12" und die "Schickeria" reduziert, die sich laut Hoeneß weigern, die Namen ihrer Mitglieder preiszugeben. Der "Club Nr. 12" ist allerdings keine einzelne Fangruppe, sondern die Dachorganisation mehrerer. Laut Hoeneß wollen sowohl die "Schickeria" als auch der "Club Nr.12" an Einfluss gewinnen und üben "unglaublichen Druck" aus.
Hoeneß nimmt auch Stellung zu den Vorkommnissen in Italien, wo nach dem Tod eines Fußballfans die Gewalt vor und in den Fußballstadien eskalierte. Zustände wie im Land des Weltmeisters seien "der Traum von einigen", so Hoeneß: "Die Ultras in Italien sind für viele ein Vorbild, und deswegen haben wir beim Club gesagt: Wehret den Anfängen." Man dürfe diese Dinge nicht bagatellisieren. Die Vorkommnisse in Italien seien Hoeneß nicht weit genug entfernt: "Wenn wir nicht aufpassen, werden wir irgendwann solche Verhältnisse haben".