Niemand will Slomkas Qualitäten sehen
Mirko Slomka will sich nicht mehr verteidigen.
"Ich habe keine Lust mehr mich zu verteidigen." Diese Worte stammen von Schalke-Trainer Mirko Slomka, geäußert kurz nach der 1:5-Klatsche seiner Mannschaft bei Werder Bremen. "Vor dem Spieltag waren wir Zweiter der Tabelle, standen unter den acht besten Mannschaften Europas" - Tatsachen, die ein Trainer eigentlich mit Stolz erfüllen sollten, aus dem Mund von Slomka klingen sie jedoch seltsam resigniert. Eine Reaktion auf die anhaltende Kritik an seiner Person, aber auch Anzeichen für einen bevorstehenden Abschied aus Gelsenkirchen. Nach der deutlichen Niederlage im Kampf um die Champions-League-Plätze dürften sich die Slomka-Zweifler noch eindringlicher zu Wort melden. Die Angriffe auf Slomka sind jedoch überzogen und in ihrer Schärfe nicht nachzuvollziehen.
Ein schmaler Grat
Das Erreichen des Viertelfinals in der Champions-League und die Tatsache, dass Schalke 04 immer noch Chancen auf Platz zwei in der Liga hat, zeugen von Slomkas Qualitäten. In Bremen, wie schon zuvor in Barcelona beim Ausscheiden aus Europas Königsklasse, waren die Knappen keineswegs die schlechtere Mannschaft. Die ungenügende Chancenauswertung verhinderte hier wie dort ein besseres Ergebnis. Und genau da liegt in den Augen der Kritiker der königsblaue Hund begraben: In den entscheidenden Momenten fehlte es den Schalkern an Durchsetzungskraft und Siegeswillen. Im letzten Jahr schenkten sie auf der Zielgeraden die Meisterschaft her, vor zwei Jahren vergab man leichtfertig den Einzug ins UEFA-Cup-Finale. Doch man kann die Geschehnisse auch pro Slomka auslegen: Immerhin spielte er lange um die Meisterschaft mit und führte seine Elf ins Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs. Im Fall Slomka ist diese Sichtweise merkwürdiger Weise kaum verbreitet.
Zu viel Geld für zu wenig Qualität
Um das immer wieder ausgegebene Ziel Meisterschaft erreichen zu können, bedarf es einer gezielten Qualitätssteigerung innerhalb der Mannschaft. Trotz Millionen-Ausgaben reicht der Kader momentan nicht an Bayern München oder Werder Bremen heran. Der Mannschaft mangelt es in der Offensive eindeutig an Durchschlagskraft. Ein Kuranyi als Alleinunterhalter ist einfach zu wenig, besonders wenn der mal wieder in seiner Frühjahrs-Krise steckt. Ein Vorwurf, den sich Slomka durchaus gefallen lassen muss, hat er doch an der Zusammenstellung des Kaders für diese Saison mitgewirkt. Doch dann muss man auch Manager Andreas Müller mit ins Boot nehmen, der ebenfalls maßgeblich an den Transfers beteiligt war. Warum sich die Kritik aus Verein und Umfeld dennoch nur auf den Coach konzentriert, bleibt ein Geheimnis. Vielleicht gibt der nette Slomka einfach den besseren Prügelknaben ab.
Gruss burmtor