Duell der Gegensätze beim Pokalendspiel in Berlin
Bayerns Luca Toni gewinnt das Kopfballduell gegen Christian Wörns
Alles könnte so schön sein bei Borussia Dortmund. Erstmals seit 1989 steht das Team wieder im DFB-Pokalfinale, nach zahlreichen Blamagen in ersten und zweiten Runden gegen unterklassige Gegner hat es der BVB endlich wieder geschafft. Dazu ist bereits vor dem Endspiel gegen Bayern München der Startplatz im UEFA Cup gesichert. Doch die Stimmung ist alles andere als gelöst. Trainer Thomas Doll ringt sich zwar ein "wir freuen uns riesig auf das Finale" ab, doch sein Lächeln wirkt wenig zuversichtlich. Nachdenklich fügt er an: "Wir werden sehen, wozu wir fähig sind."
Doll: "Konzentriere mich voll auf das Finale"
Ist es so wenig wie zuletzt, geht es nur um die Höhe des Bayern-Sieges. Während die Münchner gewinnen wie sie wollen, taumelt der BVB durch die Liga. Dem bösen 0:5 beim FC Bayern folgte das 1:3 gegen Hannover 96. Erneut spielte Dortmund mutlos, kraftlos und ideenlos. Und das, nachdem Doll eine deutliche Reaktion von seinen Profis gefordert hatte. Nun muss er bilanzieren, dass "es uns nicht gelungen ist, die Köpfe von Sonntag bis Mittwoch frei zu kriegen". Folgt eine weitere indiskutable Vorstellung, könnte es bereits Dolls letztes Spiel als BVB-Trainer sein - trotz laufenden Vertrags bis 2010. Doll selbst versucht, dieses Thema auszublenden: "Das ist für mich im Moment weit weg. Ich konzentriere mich voll auf das Finale."
Nur Optimisten glauben an einen BVB-Sieg
Weil es wenig gibt, was dem BVB Mut macht, versuchen sich die Beteiligten in Durchhalteparolen. Von "Flagge zeigen" spricht Doll. "Wir müssen uns zusammenreißen. Schließlich haben wir hart dafür gearbeitet, ins Finale zu kommen", sagt Nationalspieler Sebastian Kehl. An einen Sieg glauben ohnehin nur die größten Optimisten unter den BVB-Fans. Aber wenigstens ein vernünftiges Spiel ihrer Mannschaft erwarten sie. Zumindest kann Doll wohl wieder auf Marc Ziegler zurückgreifen. Der Keeper absolvierte nach seiner Kapselverletzung im Knie das Abschlusstraining ohne Probleme. Passen muss dagegen Philipp Degen.
Nur gucken, nicht anfassen: Thomas Doll würde den Pokal gerne nach Dortmund holen
Kahn ermahnt seine Kollegen
Bei der offiziellen Pressekonferenz saßen Doll und Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld nur gut anderthalb Meter auseinander. Gefühlt trennen beide Teams Welten. Den Bayern gelingt zurzeit alles. Erst die unglaubliche Aufholjagd im UEFA Cup beim FC Getafe, dann das Schützenfest gegen Dortmund, gefolgt vom Auswärtssieg bei Eintracht Frankfurt – ohne ein halbes Dutzend Stammspieler. Es läuft quasi von selbst, aber da gibt es natürlich einen, dem das gar nicht behagt. Oliver Kahn, wer sonst? "Mir geht es im Training ein bisschen zu locker zu", ermahnt der Torwart die Kollegen.
Bayern-Keeper jagt den Rekord
Kahn befindet sich auf den letzten Metern seiner Karriere, aber an Austrudeln lassen denkt der ewig Ehrgeizige mit Sicherheit nicht. Er hat noch viel vor. Drei Titel sollen es zum Abschluss bitte schön sein. Die Meisterschaft ist so gut wie gewonnen, nun ist der DFB-Pokal dran. Es wäre Kahns sechster Triumph in diesem Wettbewerb - das hat vor ihm noch niemand geschafft. Routine sei das Endspiel daher keinesfalls: "Das ist ein tolles und prickelndes Erlebnis."
Fragezeichen hinter Klose und van Bommel
Personell gibt es noch einige Baustellen bei den Bayern. Während Nationalstürmer Miroslav Klose über Rückenprobleme klagt, plagen den Niederländer Mark van Bommel Beschwerden an der Hüfte. Ob die beiden auflaufen werden, ist noch offen. Ebenfalls unklar ist, ob die angeschlagenen Marcell Jansen und Willy Sagnol im Kader stehen.
Hitzfeld: "Wenn man Burghausen übersteht, kann man nur gewinnen"
Hitzfeld sagt, dass die Mannschaft dem Keeper in seinem letzten Pokalfinale "einen schönen Abschied bereiten will". Sich selbst stellt der Trainer dabei in den Hintergrund, doch auch für ihn wäre der Sieg im Olympiastadion etwas Besonderes. Im Mai ist für ihn bei den Bayern Schluss, er wird nach der Europameisterschaft Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Das beliebte Spiel, die Favoritenrolle an den Gegner zu übertragen, schenkt sich Hitzfeld diesmal. Zum einen ist der FC Bayern auf nationaler Ebene ohnehin Favorit, außerdem trägt der BVB in seiner momentanen Verfassung sein übriges dazu bei. Bei allem Druck des Gewinnen Müssens gibt sich Hitzfeld locker: "Wenn man Burghausen übersteht, kann man nur noch gewinnen." Wacker Burghausens Markus Palionis hatte es in der ersten Runde im Elfmeterschießen auf dem Fuß, die Bayern aus dem Wettbewerb zu kegeln, aber er scheiterte an Oliver Kahn.
Dortmunds Meistercoach sammelt nun beim FC Bayern Titel
Für Hitzfeld schließt sich damit zum Ende seiner Trainerkarriere in der Bundesliga ein Kreis. Mit dem BVB wurde er zweimal deutscher Meister, gewann dazu die Champions League. "Schwarz-gelb war ein Stück meines Lebens", sagt Hitzfeld, der anschließend mit den Münchnern auf allen Ebenen Titel sammelte.
Doll: "Wir stehen zurecht im Finale"
Dortmund gegen Bayern, noch vor einigen Jahren begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe. Angesichts der derzeitigen Tristesse in Dortmund sieht sich Trainer Doll inzwischen sogar bemüßigt, etwas Grundsätzliches festzustellen: "Wir stehen zurecht im Finale. Wir haben zwei Bundesligisten geschlagen. Und auch Jena, das drei Erstligisten ausgeschaltet hat."
Gruss burmtor