ZitatAlles anzeigenDortmund/Stegersbach. Der Fall Rafinha macht Schule: Am Dienstag hat sich auch Bremens Spielmacher Diego ohne Einverständnis seines Vereins zu Brasiliens Olympia-Mannschaft abgesetzt. Nun wollen die Vereine den Internationalen Sportgerichtshof CAS anrufen. Für Rafinha wird es nun auf Schalke eng.
Es waren nette Bilder, die da aus Bremen übermittelt wurden. Am Dienstag Vormittag nahm Diego noch am offiziellen Fototermin des SV Werder teil - wenige Stunden später wurde er auf dem Flughafen der Hansestadt erwischt: Der Flug ging nach Paris zur Olympia-Auswahl seines Landes. „Ich freue mich auf Olympia, bin aber auch traurig, weil ich Werder fehlen werde”, erklärte er noch.Zwischendurch hatte Diego 90 Minuten mit Werders Manager Klaus Allofs getagt, aber keine Lösung im olympischen Streit gefunden. „Diego steht unter großem Druck aus seinem Heimatland”, sagte Allofs, der von einem „vernünftigen Gespräch” berichtete. Er wollte Diegos Abreise nicht mit der Flucht von Rafinha vergleichen: „In den letzten Tagen hat sich jemand in reiner Form aus dem Staub gemacht. Das ist bei Diego nicht der Fall.” Dennoch ist die Vorgehensweise ähnlich: Werder will den Internationalen Sportgerichtshof CAS zur Klärung einschalten.
Der Court of Arbritation for Sport (CAS) ist gemäß dem Welt-Anti-Doping-Code die oberste Instanz des Internationalen Sports und entscheidet etwa im Fall von Unklarheiten bei Dopingfragen. Sein Urteil kann nur von ordentlichen Gerichten noch angefochten werden. Der CAS mit Sitz in Lausanne kündigte nun eine „Eilentscheidung” an. Werder und Diego vereinbarten, sich diesem Schiedsspruch zu unterwerfen.
Zur gleichen Zeit hatte Schalke noch ein wenig Hoffnung, dass es sich Rafinha noch einmal anders überlegt und doch ins Trainingslager nach Stegersbach nachreist - diese Gedanken wurden aber mit dem Flug von Diego nach Paris hinfällig: Auch Rafinha düste am Nachmittag von Düsseldorf nach Paris.
Schalkes Manager Andreas Müller hatte sich auf diesen Fall vorbereitet: In Gesprächen mit dem DFB holte er sich die Rückendeckung für ein hartes Vorgehen ein. Schalke setzte dem Internationalen Olympische Komitee, dem brasilianischen Fußball-Verband und dem brasilianischen Olympischen Komitee jeweils schriftlich eine Frist bis heute um 12 Uhr. Da Schalke dem Spieler keine Freigabe erteilt hatte, fordert man eine Sperre für das Olympische Turnier. Wenn dieser Antrag zurückgewiesen wird, wird Schalke die FIFA einschalten mit der Bitte um Weiterleitung an den Sportgerichtshof CAS. „Rafinha hat einen Vertragsbruch begangen, und es widerspricht der olympischen Charta, dass solch ein Spieler bei Olympia antreten darf”, so Müller.
Die Strafe bei Vertragsbruch soll 25 000 Euro pro Tag betragen - es könnten also bis zu 750 000 Euro zusammen kommen. Über diese Konsequenzen hat der Club Rafinha in einem Schreiben informiert, das ein Mitarbeiter am Montag in seinem Haus in Gelsenkirchen einwarf. Das gleiche Schreiben wurde ihm am Dienstag noch einmal in seiner Landessprache Portugiesisch zugespielt.
Angesichts dessen darf die Zukunft von Rafinha (Vertrag bis 2010) in Schalke bezweifelt werden: Zuletzt hatte Liverpool Interesse. Müller erfuhr aber von Rafinhas Berater Roger Wittmann, „dass er nach wie vor in Schalke glücklich ist, aber eben unbedingt bei Olympia spielen will.”
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