[SIZE="5"][color="Red"]Der absolute Fußball-Wahnsinn in Manchester[/color][/SIZE]
Der Weg über die Landstraße A 6144 nach Carrington ist eigentlich ziemlich langweilig. Grüne Wiesen soweit das Auge reicht, ab und zu mal eine Herde Pferde und ein paar Schafe. Typisch englisch eben. Nichts deutet darauf hin, dass in dieser Umgebung die Creme de la Creme des Weltfußballs beheimatet ist. Erst wenn sich die Nobelkarossen der Fußballstars über die enge Straße schlängeln, kann man das erahnen.
An diesem Morgen bilden Dimitar Berbatov, Wayne Rooney und Owen Hargreaves wohl zufällig einen Konvoi. Auch Superstar Christiano Ronaldo kurvt vorbei in Richtung "Trainingsground" von Manchester United. Der Brasilianer Robinho und Didi Hamann biegen schon ein Stückchen vor den Kollegen vom Konkurrenten ab.
Konzentration aufs Wesentliche
Ein kurzer Wink und schon geht die Schranke zum Sportzentrum von Manchester City auf. Rein kommt hier nur, wer angemeldet ist. Für Fans gibt es kein Durchkommen. Eine knappe Meile weiter beim Stadtrivalen ManU ist das nicht anders. "Hier lässt es sich in Ruhe arbeiten", sagt Owen Hargreaves. "Nichts stört. Man kann sich voll auf das Wesentliche konzentrieren." Kiebitze und Reporter, die, wie in Deutschland oft zusehen, jedes Training verfolgen und jede Aktion kommentieren, gibt es in Manchester nicht. Spieler, Trainer, Manager, Betreuer und Klub-Angestellte des jeweiligen Vereins bilden eine geschlossene Gesellschaft.
Größer als beim FC Bayern
Es wirkt fast schon wie ein Geheimbund. Manchester United besitzt das wohl modernste Trainingszentrum der Welt. Die Anlage in Carrington ist bestens bewacht, aber deshalb nicht weniger atemberaubend. Mehr als ein Dutzend bestens gepflegte Rasenplätze laden die Spieler zur täglichen Arbeit ein. Das Stadion Old Traford fasst rund 76.000 Fans und wird auch als "Theatre of dreams" bezeichnet. "Das ist alles eine Nummer größer als zum Beispiel in München", vergleicht der ehemalige Bayern-Profi Hargreaves und ergänzt: "ManU ist halt die Nummer eins auf der Welt."
Scheich will an die Weltspitze
Diesen Status gilt es für den amtierenden Gewinner der Champions League zu verteidigen. Was schwer genug ist, denn die Konkurrenz schläft nicht. Schon gar nicht in der direkten Nachbarschaft. Der neue Besitzer von Manchester City, Scheich Sulaiman Al Fahim, der die "Blues" für 260 Millionen Euro gekauft hat, will seinen Klub mit viel Geld an die Spitze des Weltfußballs katapultieren. "Die besten Spieler der Welt kosten so um die 40 Millionen Euro", sagte Al Fahim. "Und wir brauchen 18 von ihnen, um die Champions League zu gewinnen." 850 Millionen Euro will er insgesamt in neues Personal investieren. In spätestens drei Jahren will der Scheich die europäische Krone.
Das "rote Trikot" hat Tradition
Seit dieser Ansage sind sie bei den "Red Devils" noch enger zusammengerückt. Von den großartigen Erfolgen (17 Meistertitel) ist immer wieder die Rede und vom heiligen roten Trikot. Dass die Erfolgsgeschichte des 1902 gegründeten Vereins tatsächlich etwas wert sein kann, zeigt der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte. Für umgerechnet rund 40 Millionen Euro verpflichtete der englische Meister vor der Saison Dimitar Berbatov von den Tottenham Hotspurs. Sir Alex Ferguson, seit 1986 ununterbrochen der Chef der Mannschaft erinnert sich: "Das war ein zähes Ringen. Alles war eigentlich klar, doch dann bot auch Manchester City mit. Wir mussten immer mal wieder nachlegen." Den Ausschlag gab letzten Endes der Spieler selbst: "Ich wollte unbedingt zu Manchester United. Für mich ist seit jeher ein Traum, das rote Trikot zu tragen. Mehr verdient hätte ich bei Manchester City", sagt Berbatov.
Ferguson ist ganz entspannt
Sir Alex Ferguson schaut vielleicht gerade deshalb ohne Sorge auf die Entwicklung bei Manchester City: "Du kannst die zehn besten der Welt kaufen. Meinetwegen 11 Robinhos. Die Kunst ist es, daraus ein gutes Team mit eigener Kultur zu bilden", sagt er. "Viel Geld zu haben, ist für einen Trainer auch ein extremer Druck. Bleiben die Erfolge aus, fallen die Kritiker über einen her."
Wechselt Santa Cruz zu den Blues?
Eine Aufgabe, die MC-Coach Mark Hughes gerne annimmt. Er ist wegen seines menschlichen Führungsstils ein hochangesehener Trainer in England. "Mark gibt jedem Spieler das Gefühl, wichtig zu sein", sagt Roque Santa Cruz, der mit Hughes bei den Blackburn Rovers sehr erfolgreich zusammenarbeitete. Santa Cruz, der in Manchester wohnt, wird wohl in der Winterpause wechseln. Gehandelt werden aber auch andere Namen. Zuletzt gab es Spekulationen um ein 75-Millionen-Angebot an Italiens Nationaltorwart Gianluigi Buffon. Auch die Namen Kaka, David Villa und Carlos Tevez fallen immer wieder.
Hamann warnt vor übertriebenen Transfersummen
Dietmar Hamann, ein eher biederer Spieler, passt da nicht wirklich rein, gehört aber noch zum Kader von Manchester City. Es verwundert nicht, dass gerade der 35-Jährige vor übertriebenen Transfersummen und gestiegenen hohen Schulden warnt. "Man muss schon vorsichtig sein, dass der Profi-Fußball nicht aus dem Ruder läuft. Die Eintrittspreise in England sind in den letzten Jahren extrem gestiegen. Viele Fans können sich das nicht mehr leisten. Wir müssen echt aufpassen, dass wir nicht den Kontakt zu den Menschen verlieren."
Duell der Rivalen am Sonntag
Hamann freut sich aber auch über die Entwicklung in seinem Verein, der 1893 gegründet wurde und sich mit seinen drei Meistertitel immer im Schatten von ManU bewegte. "Für die Fans ist das doch super. Endlich haben sie Hoffnung bald am großen Rivalen vorbei zu ziehen." In der aktuellen Tabelle sind die Rollen noch klar verteilt. Der amtierende Meister liegt als Dritter nur knapp hinter dem Spitzenduo Chelsea und Liverpool. Und Manchester City hinkt als 11. im Liga-Mittelfeld weit hinter den Erwartungen her. Am Sonntag um 14.30 Uhr ist das alles egal. Im City of Manchester Stadium, der Arena der "Blues", werden 48.000 Zuschauer das wohl attraktivste und niveauvollste Lokalderby der Welt bewundern. "In solchen Spielen", sagt Hamann, "werden Helden geboren."