Aus dem fernen Dubai gratulierte Bundestrainer Joachim Löw, doch Michael Ballack hatte beim FA-Cup-Gewinn erstmal auf der Bank des FC Chelsea brummen müssen.
Erst von der 61. Minute an durfte der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim 2:1 (1:1)-Erfolg der «Blues» über den FC Everton im Londoner Wembley- Stadion ran. «Das war schade. Ich weiß nicht, warum», sagte Ballack zu der Entscheidung seines Trainers Guus Hiddink.
Seiner Freude über den insgesamt dritten Titel auf der Insel nach Liga- und Verbandspokal 2007 tat dies aber keinen echten Abbruch. Mit der Chelsea-Fahne über den Schultern war dem 32-Jährigen bei der Siegerehrung die Erleichterung anzumerken. «Man will ja immer viele Titel gewinnen. Wenn am Ende einer hängen bleibt - und der FA-Cup ist ja nicht der schlechteste -, kann man zufrieden sein», sagte Ballack.
«Es ist ein toller Erfolg für Michael Ballack, denn das FA-Cup-Finale hat in England und international einen hohen Stellenwert», meinte Löw, der den Chelsea-Sieg wegen der zeitgleichen Anreise der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach Dubai nicht im Fernsehen hatte verfolgen können. «Es freut mich für Michael, dass er die Saison mit einem Titelgewinn abgeschlossen hat», bemerkte Löw.
Gut gelaunt richtete Ballack, der bis mindestens 2010 beim Londoner Club bleiben wird, den Blick bereits auf die nächsten Aufgaben. «Der Club ist auf dem richtigen Weg und ganz kurz davor, sich auch dort in die Geschichtsbücher einzutragen. Die Stärke des Teams ist die beste in Europa, da gibt es nichts dran zu rütteln», sagte der Mittelfeldspieler, nachdem er und die Chelsea-Elf am Samstag im 128. FA-Cup-Finale vor 89 491 Zuschauern nach 1970, 1997, 2000 und 2007 den fünften Gewinn des Traditionspokals ausgiebig gefeiert und den scheidenden Interimstrainer Hiddink der fast schon obligatorischen Champagner-Dusche unterzogen hatten. «Der war pitschnass», berichtete Ballack.
Der Niederländer, der nach dreieinhalb Monaten bei Chelsea die «Mission Saisonrettung» abschloss und zur russischen Nationalmannschaft zurückkehrt, hatte Ballack erst nach einer Stunde für den enttäuschenden Michael Essien in den Pokalfight geschickt. Sein Fehlen machte sich aber gleich in der ersten Spielminute bemerkbar, als Ballacks Vertreter John Obi Mikel ein Abwehrkopfball misslang und Evertons französischer Stürmer Louis Saha nach nur 25 Sekunden das schnellste Tor in der Geschichte der FA-Cup-Finals erzielte.
Doch in den übrigen 89 Minuten war Chelsea klar stärker als die «Toffees» von der Merseyside, die sich immer weiter zurückdrängen ließen. Erst glich «Blues»-Stürmer Didier Drogba mit einem wuchtigen Kopfball aus (21.), dann gab Englands Torschützenkönig Nicolas Anelka einen Ballack-Pass an Frank Lampard weiter, der mit einem brillanten Schuss von der Strafraumgrenze 18 Minuten vor Schluss alles klar machte. Chelsea hätte im 128. FA-Cup-Finale noch höher gewinnen können, doch ein «Wembley-Tor» von Florent Malouda wurde nicht anerkannt (79.).
Hiddink zeigte sich danach überwältigt. «Im Mekka des Weltfußballs zu gewinnen, das ist kaum zu glauben», sagte sich der beliebte Coach, mit dem Chelsea die erste Trophäe seit dem Abgang von Erfolgstrainer Jose Mourinho im September 2007 holte. Aller Voraussicht nach folgt dem Niederländer nun Carlo Ancelotti vom AC Mailand.
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