Ausgelassener Jubel bei Paderborn, Tränen bei Osnabrück: Der SC Paderborn hat dank des Treffers von Frank Löning (63.) die Rückkehr in die 2. Fußball-Bundesliga gefeiert und den gastgebenden VfL in die Drittklassigkeit gestoßen.
Nur vier Tage nach dem 1:0 im Hinspiel gewann das Team aus Ostwestfalen auch das Relegations-Rückspiel beim niedersächsischen Nachbarn vor 16 000 Zuschauern in der ausverkauften Osnatel-Arena mit 1:0 (0:0). Osnabrücks beste Chance vergab Thomas Cichon, als er mit einem Foulelfmeter an Paderborns Torwart Kasper Jensen (47.) scheiterte.
«Der Aufstieg ist absolut verdient. Wir wussten, dass wir irgendwann unser Tor machen«, analysierte Paderborns Coach André Schubert, und Matchwinner Löning versprach eine Mega-Sause: «Ich bin nur noch erleichtert. Wir werden feiern, bis wir nicht mehr können.» Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz stand die Ernüchterung dagegen ins Gesicht geschrieben. «Ich trage die Verantwortung. Wenn man gewinnt, wird man gefeiert. Wenn man verliert, ist man für Teile des Publikums der Sündenbock», erklärte er und polterte, «es ist schade, dass einige Spieler nicht gezeigt haben, was in Osnabrück entscheidend ist. Hingabe, Leidenschaft.» Ob er mit dem Verein in die 3. Liga geht und seinen bis 2011 laufenden Vertrag erfüllt, ließ er offen. «Das entscheidet der Verein. Ich bin nur Angestellter.»
Nur Minuten später bekam er von Club-Präsident Dirk Rasch die Arbeitsplatz-Garantie. «Wir im Präsidium sind einstimmig der Meinung, dass der Vertrag eingehalten wird», meinte Rasch, «er hat erstklassige Arbeit geleistet, aber einige Spieler sind überfordert - nicht nur spielerisch, sondern auch menschlich.»
Die Paderborner, vor einem Jahr aus der 2. Liga abgestiegen, spielten nach dem Hinspiel-Erfolg deutlich ruhiger. Der Dritte der 3. Liga, der sich erst im Endspurt die Relegation gesichert hatte, wirkte in der Spielanlage wesentlich reifer. Mit dem Ex-Bremer Löning in der Startelf, der schon im ersten Relegationsspiel den Siegtreffer erzielt hatte, überzeugten die Gäste zudem durch zeitweise gefällige Spielzüge. In den VfL-Strafraum kam Paderborn zwar nur selten, doch Toni Wachsmuth (17.) und Florian Mohr (18.) sorgten mit Fernschüssen für Gefahr.
Gleich die erste Möglichkeit bei einem Konter nutzte dann Löning eiskalt und schob den Pass des eingewechselten Sercan Güvenisik überlegt ein. Das Team von Trainer Schubert spielte die Partie nach diesem Treffer ruhig zu Ende, während die mitgereisten Fans bereits sangen: «Nie mehr 3. Liga.»
In dem zerfahrenen Spiel war den Osnabrückern die Nervosität von Beginn an deutlich anzumerken. Stark ersatzgeschwächt, standen die Gastgeber nach dem verpatzten Hinspiel unter Druck, fanden keine Sicherheit und enttäuschten technisch und taktisch. Die langen Bälle in die Spitze auf Stürmer Thomas Reichenberger waren zu ideenlos. Der Routinier, mit sieben Toren treffsicherster Osnabrücker in dieser Saison und im Gegensatz zum Hinspiel von Beginn an dabei, agierte im Angriff aber unglücklich. Er wirkte hektisch und vergab nach einem Fernschuss (4.) die beste Chance der ersten Halbzeit (27.), als er allein vor Paderborns Keeper Jensen auftauchte und aus knapp 15 Metern neben das Tor schoss.
Erneut machte sich beim VfL das Fehlen von Spielmacher Pierre de Wit (Kreuzbandriss) und Antreiber Paul Thomik (Knöchel-Operation) bemerkbar. Ohne die beiden besten Offensivkräfte gab es keinen konstruktiven Spielaufbau, sondern nur Steil- und lange Diagonalpässe, die von der Gästeabwehr in der Regel leicht abzufangen waren.
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