Fußball-Projektleiter Jürgen Klinsmann ist lange weg, Fußball-Fachmann Louis van Gaal endlich da - und trifft gleich erste Personalentscheidungen. Hermann Gerland wird wie von den Bayern-Bossen gewünscht Co-Trainer des Niederländers beim deutschen Rekordmeister.
Das teilte der FC Bayern München mit, nachdem die Zusammenarbeit bei einem «guten Gespräch» beschlossen worden war. Weiterer Co-Trainer wird van Gaals niederländischer Landsmann Andries Jonker. Gerland war seit 2001 Cheftrainer der zweiten Mannschaft des FC Bayern München und unterstützte in den vergangenen Wochen Interimstrainer Jupp Heynckes bei dessen Arbeit.
Van Gaal war zu Gesprächen mit den Chefs des FC Bayern in München eingetroffen, um die Personalplanungen für die kommende Saison voranzutreiben. Dann wird Zé Roberto wohl nicht mehr dabei sein. Der Brasilianer gab bekannt, dass er den von den Münchnern angebotenen Einjahresvertrag nicht annehmen werde. «Es ist kein Geheimnis, dass ich einen Zweijahresvertrag unterschrieben hätte. Ich denke meine körperliche Verfassung und die gezeigte Leistung der letzten Saison, lassen erkennen, dass ich problemlos zwei Jahre hätte weiterspielen können. Doch der Verein hat seine Gründe und die gilt es genauso zu akzeptieren und zu respektieren und das tue ich», sagte der 34- Jährige, dem der FCB nur einen Kontrakt über ein Jahr angeboten hatte.
Zwar befinden sich die Bayern-Profis auf Länderspielreise oder schon im Urlaub, aber auch in der Ferne ist die Vorfreude auf den Amtsantritt van Gaals am 1. Juli schon groß. «Der absolut wichtigste Transfer ist der Trainer», betonte Nationalverteidiger Philipp Lahm - und Präsident Franz Beckenbauer pflichtete bei: «Van Gaal ist derjenige, den man sich gewünscht hat. Er ist ein Fußball-Fachmann, ein Fußball-Lehrer, der seine Vorstellungen um- und durchzusetzen versteht. Ich hoffe, dass es diesmal funktioniert.»
Nach einer titellosen Saison und dem gescheiterten Experiment mit dem Vereins-Novizen Klinsmann setzen Manager Uli Hoeneß, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge & Co. wie schon bei Feuerwehrmann Jupp Heynckes auf Erfahrung. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass er bei uns Ordnung, Disziplin und taktische Vorstellungen vorgibt», sagte Lahm in der «Süddeutschen Zeitung» und glaubt an eine stärkere Bayern-Mannschaft. «Der Trainer wird viel mehr herausholen aus ihr als im vorigen Jahr. Wenn die Taktik stimmt, ist mehr gewonnen als durch viele Transfers.» Bis Mitte der Woche wird van Gaal in der bayerischen Landeshauptstadt bleiben, in der er sich auch eine Bleibe für sich und seiner Frau Truus suchen muss. Noch logiert er im Hotel.
Bei den Gesprächen dieser Tage in München wird es nach der Entscheidung über van Gaals Assistenten vermehrt um offene Personalfragen gehen. Welcher Außenverteidiger wird geholt? Geht der FC Bayern mit Michael Rensing und Jörg Butt in die kommende Saison oder kommt eine neue Nummer 1? Was wird aus Reservisten wie Tim Borowski oder Breno? Was wird nach dem Gomez-Kauf aus Luca Toni? Nach Gerlands Berufung wird die Aufgabe bei der Bayern-U-23 wohl beim früheren Publikumsliebling Mehmet Scholl bleiben.
Als Zugänge für die neue Saison stehen Mario Gomez, Ivica Olic, Anatolij Timoschtschuk, Alexander Baumjohann und der bisher ausgeliehene Andreas Görlitz fest; wenn es nach Lahms Wünschen geht soll das noch nicht das Ende sein. Gerne würde der Nationalspieler auch weiter mit dem Franzosen Franck Ribéry zusammenspielen, der Spielball vieler Wechselspekulationen ist. Auch dieses Thema dürfte zwischen van Gaal und den Bossen zur Sprache kommen.
Während es jede Menge Lob für den neuen Coach gab, wurde über einen Monat nach der Trennung vom Ex-Trainer auch noch mal Kritik an Klinsmann wiederholt. Die Umstellung von Nationalmannschaft zum Verein sei diesem nicht gelungen, sagte Lahm, und Beckenbauer ergänzte in einem «dfb.de»-Interview. «Der Verein hat ihm doch alle Wünsche erfüllt. Es hat aber nicht funktioniert. Das ist wirklich bedauerlich.»
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