Wenige Tage vor Beginn des Confederations Cups schwebt Brasilien im siebten Fußball-Himmel. Dank des 2:1-Sieges im Spitzenspiel gegen Paraguay hat das Team von Carlos Dunga in der südamerikanischen WM-Qualifikation die alleinige Tabellenführung erobert.
Vier Spieltage vor Turnierende haben die «Gouchos» damit das Ticket für Südafrika 2010 praktisch in der Tasche. «Wir brauchen nur drei Punkte. Confed ist schön, aber die Quali hat Priorität», sagte Dunga. Was die «Festa Brasileira» komplett machte, war die Schadenfreude. Denn Diego Maradona, in Rio und Sao Paulo «Staatsfeind Nummer eins», verlor mit seinen Argentiniern in Ecuador 0:2 und muss nun um die WM-Qualifikation und auch um seinen Job zittern.
Nach dem 4:0 in Uruguay war es der erste Doppeltriumph Brasiliens in einer Qualifikations-Woche seit sechs Jahren. Dabei hatte der Abend im Arruda-Stadion in Recife für die Hausherren nicht gut begonnen, denn Roberto Cabanas brachte die Gäste in der 25. Minute per abgefälschtem Freistoß in Führung. Vor 56 000 Zuschauern drehte der Rekordweltmeister aber durch Treffer von Robinho (40.) und Nilmar (49.) den Spieß um. Toll war die Leistung der wieder ohne die Veteranen Ronaldo und Ronaldinho angetretenen Brasilianer nicht. Das war nicht begeisternd», stellte das Sportportal «Globoesporte» fest.
Was die Fans in Brasilien in einen Freudentaumel stürzte, war die Niederlage von Erzrivale Argentinien in Quito. «Drei Punkte aus den letzten drei Spielen, das ist eine Krise», schrieb das Blatt «Folha de Sao Paulo». In der ersten Hälfte vergaben Superstar Lionel Messi und Fernando Gago hundertprozentige Chancen, Carlos Tevez scheiterte sogar mit einem Foulelfmeter an Tormann Elizaga (28.). Nach der Pause wurde die «Albiceleste» dann in 2800 Metern Höhe regelrecht überrollt. Als Walter Ayovi (72.) und Pablo Palacios (83.) trafen, wurden Erinnerungen an die 1:6-Schlappe in Bolivien vor wenigen Wochen wach. Messi fiel überhaupt nicht auf, Bayern-Profi Demichelis brachte keine Ruhe in die Abwehr, und auch der eingewechselte Routinier Juan Verón konnte keine Akzente setzen.
«Wir werden uns qualifizieren, einmal muss der Ball ja reingehen», sagte Maradona. Leicht wird das nicht, denn die Argentinier liegen mit 22 Zählern nur auf Platz vier, der gerade noch ein Direkt-Ticket für Südafrika bedeutet. Aber Ecuador als Fünfter (20) ist dicht dran. «Mannschaft der Stunde» ist Chile. Die Andenkicker bezwangen Bolivien in Santiago 4:0, liegen mit 26 Punkten auf Platz zwei vor Paraguay (24) und sind ihrer ersten WM-Teilnahme seit 1998 sehr nahe. Jean Beausejour (43.), Marco Estrada (73.) und Alexis Sánchez (77./89.) erzielten die Tore. Zehntausende feierten auf den Straßen von Santiago, aber der frühere argentinische Nationalcoach Marcelo Bielsa warnte: «Geben wir nicht das Geld aus, das wir noch nicht haben.»
Der nächste Doppelspieltag geht erst im September über die Bühne. Bis dahin wird Maradona wohl viele schlaflose Nächte verbringen, zumal gleich das Giganten-Duell gegen Brasilien in Buenos Aires ansteht. «Wir haben uns innerhalb der Gruppe dazu verpflichtet, Brasilien zu schlagen», sagte «Dieguito». Aber Gegner Robinho kontert: «Mit einem Sieg machen wir den Quali-Sack zu».
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