Das Blitzlichtgewitter schien Zvonimir Soldo fast ein wenig unangenehm. Mit einem schüchternen Lächeln absolvierte der neue starke Mann des 1. FC Köln seinen ersten offiziellen Auftritt im RheinEnergieStadion.
Doch je intensiver der 41-jährige Kroate über seine Rolle als Nachfolger des abgewanderten Chefcoachs Christoph Daum sprach, desto stärker wuchs der Bundesliga-Trainernovize in sie hinein. Und dabei hat er ganz klare Vorstellungen. «Wir wollen mehr Punkte holen als in der vergangenen Saison, und wir wollen zu Hause eine Macht werden», nannte Soldo seine Ziele beim FC, mit dem er einen Vertrag bis Juni 2011 einging.
Daums Fußstapfen sind ihm dabei nicht zu groß: «Nein. Ich schätze Daum als absoluten Fachmann, aber ich gehe meinen eigenen Weg.» Dass die Prämissen für Soldo nicht einfach sind, bekannte der langjährige Kapitän des VfB Stuttgart frank und frei: «Als Aufsteiger hast du es im zweiten Jahr immer schwer.» Doch zusammen mit dem neuen Co-Trainer Michael Henke und Rückkehrer Lukas Podolski will er sich der Aufgabe stellen: «Lukas ist eine Riesen-Verstärkung. Und wir haben hier ein tolles Stadion, ein tolles Publikum. Für mich ist das eine große Herausforderung. Ich weiß schon, was ich hier machen werde.»
Das machte Soldo, mit Kroatien Weltmeisterschafts-Dritter von 1998, dann auch deutlich: «Ich bin ein Arbeiter, ich beschäftige mich gern mit Strategie und Disziplin, und ich werde sehr kommunikativ mit meinen Spielern sein, besonders dann, wenn es nicht so gut läuft.» All dies überzeugte die FC-Gremien so, dass sie einstimmig das Plazet für Soldo gaben. «Ein erfolgreicher Trainer muss eine hohe Identifikation mit dem Verein und eine unglaubliche Hingabe und Begeisterung für den Fußball haben. Und er muss die Gabe haben, uns alle auf dem Weg mitzunehmen, den wir gemeinsam beschreiten wollen», schilderte FC-Manager Michael Meier das Anforderungsprofil des Daum-Erben - und Soldo erfüllt es nach Ansicht Meiers optimal.
Schon als Führungsspieler in Stuttgart und Kroatiens Nationalteam habe Soldo Qualitäten bewiesen, «mit denen er immer bestochen hat», sagte Meier anerkennend. Felix Magath bezeichnete seinen früheren Spieler Soldo als «absoluten Strategen und Fußball-Besessenen», der in Köln Wunschkandidat war und zehn Tage nach der überraschenden Daum-Demission den Bundesliga-Premierenmeister (1964) in eine neue Ära führen soll. Mit der Verpflichtung Soldos, der in Köln seinen Fußball-Lehrerschein machte und später mit Dinamo Zagreb in Kroatien Meister und Pokalsieger war, wendet sich der FC vom Trainer- Establishment ab und schlägt einen neuen Kurs ein.
Soldo kennt Köln, wo er nach seiner 2006 nach 301 Bundesliga-Spielen mit Stuttgart beendeten aktiven Karriere für kurze Zeit zu Hause war: «Ich habe hier sieben Monate gelebt und viel Spaß gehabt. Damals habe ich gesehen, welchen Stellenwert der FC in dieser Stadt und bei diesen Leuten hat.» Deshalb zögerte er nicht lange, als der Anruf von Meier kam. «Ich war überrascht, aber jetzt bin ich Trainer hier», sagte er. Seine erste Übungseinheit beim Tabellen-Zwölften der Saison 2008/2009 wird er am 25. Juni gemeinsam mit Henke leiten, der zuletzt bei Bayern München als Chefanalytiker und Leiter der Spieler-Beobachtung tätig war.
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