Von Prügelknaben zu Siegertypen - die anfangs belächelten US-Boys stellen beim Confederations Cup mit dem 2:0 des krassen Außenseiters über Spanien die Fußballwelt auf den Kopf.
«Das war eine große Nacht für uns, Wahnsinn! Nur noch zwei Teams haben die Chance, den Pokal in Händen zu halten - und eine davon sind wir», schwärmte Coach Bob Bradley. Europameister Spanien wurde jäh aus allen Endspiel-Träumen und Rekordserien gerissen. Auch Bundestrainer Joachim Löw staunte als Tribünengast im frostig-kalten Bloemfontein über das famose US-Team und sprach von einer «großen Überraschung».
Während die entzauberten Spanier nach der ersten Niederlage seit mehr als zweieinhalb Jahren und 35 ungeschlagenen Länderspielen in Serie frustriert in die Kabine flüchteten, tanzten die amerikanischen Helden unter den «USA, USA»-Rufen der 35 369 Zuschauer im Free State Stadium ausgelassen über den Rasen. «Das ist vielleicht der größte Tag des US-Fußballs», meinte Ex-Bundesliga-Profi Landon Donovan.
Spanien-Legionär Jozy Altidore (27.) und Clint Dempsey (74.) führten die Amerikaner mit ihren Toren erstmals ins Endspiel eines großes Turniers, in dem sie in Johannesburg nun keinen Gegner mehr fürchten. «Wir haben die Nummer 1 der Welt geschlagen, da haben wir natürlich auch eine Chance im Finale», sagte Donovan, und der Mönchengladbacher Michael Bradley ergänzte: «Das ist ein großer Tag, so emotional - aber unser Job hier ist noch nicht erledigt.»
Für den Trainer-Sohn schon. Kurz vor Schluss sah der beherzte Kämpfer im Mittelfeld für eine energische Grätsche die Rote Karte; es war schon der dritte Platzverweis für die USA im Turnier. «Die Rote Karte ist egal. Das Team ist im Finale, das allein zählt», erklärte Bradley junior. Die Aggressivität, die Leidenschaft, das Tempo mit dem die Amerikaner den Spaniern zugesetzt hatten, waren der Schlüssel zum Erfolg. «Die anderen Mannschaften haben zu viel Respekt vor den Spaniern gezeigt. Wir waren aggressiver, wir haben ihnen auch mal wehgetan. Sie waren frustriert, sie haben geschimpft auf dem Platz», berichtete Donovan stolz. «Wir wussten, wir haben Waffen, mit denen wir ihnen wehtun können», kommentierte Taktik-Fuchs Bradley.
Die US-Kicker leben beim Confed Cup den amerikanischen Traum. «Yes we can. In der Tat, die Amerikaner haben ein neues Wunder vollbracht», schrieb anerkennend die spanische Zeitung «Sport». Donovan berichtete von einer Mail seines Vater. Er habe ihn vor dem Spiel an 1980 erinnert, als das US-Eishockeyteam bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid die übermächtigen Russen im Halbfinale besiegte und danach im Endspiel auch die Goldmedaille holte. «Nichts ist unmöglich», dieses Motto beherzigten Donovan & Co.
«Die amerikanische Mannschaft war sehr gut organisiert und hat mit riesigem Engagement gespielt», würdigte Löw. Kampf und Willensstärke entzauberten den Favoriten. «Das Spiel um Platz drei war nicht unser Ziel», maulte Torwart Iker Casillas. «Die Niederlage schmerzt. Es ist eine Schande, aber wir müssen deswegen nicht in Panik verfallen», mahnte Spielmacher Xavi. «Dieses Team hat trotzdem eine große Zukunft vor sich», erklärte auch Nationaltrainer Vicente Del Bosque nach dem ersten Rückschlag in seiner einjährigen Amtszeit.
«Die Fiesta ist vorbei», schrieb die Zeitung «El País». «Den Spaniern merkte man ein wenig die Müdigkeit einer erfolgreichen und langen Saison an», analysierte Löw. Der Europameister hatte eine Fülle von Chancen, aber auch die Torjäger Fernando Torres und David Villa hatten Ladehemmung. «Eines Tages musste die erste Niederlage kommen», meinte Xabi Alonso nach der ersten Pleite seit dem 0:1 gegen Rumänien im November 2006. Und schließlich sei der Confed Cup nur die WM-Generalprobe, beruhigte Torres: «Jetzt müssen wir eine neue Serie starten. Und 2010 wollen wir hier Weltmeister werden.»
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