Die deutschen U 21-Junioren haben die letzte Hürde auf dem Weg in das erste Endspiel seit 1982 erfolgreich übersprungen und greifen nach ihrem ersten Titel in der EM-Geschichte.
Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch bezwang im Halbfinale der Europameisterschaft in Schweden Rekord-Titelträger Italien mit etwas Glück 1:0 (0:0) und trifft im Endspiel am 29. Juni in Malmö auf England. Vor 8094 Zuschauern im Olympiastadion von Helsingborg erzielte der Hoffenheimer Andreas Beck in der 48. Minute das «goldene Tor» für Deutschland, das gegen die Engländer allerdings auf Ashkan Dejagah (Gelbsperre) verzichten muss. Das Team von der Insel behielt im Elfmeterschießen beim 5:4 gegen Gastgeber Schweden die Nerven. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung stand es in Göteborg 3:3.
«Wir haben heute unsere Klasse gezeigt und Italien besiegt. Daher haben wir es auch verdient, ins Finale zu kommen», sagte Schlussmann Manuel Neuer, der mit glänzenden Paraden den Sieg festhielt. «Das war ein Super-Gefühl», meinte Siegtorschütze Beck über seinen trocken Schuss ins Glück. «Wir haben uns gesagt, wir kommen weiter und gewinnen auch das Endspiel.» Und wer ist Favorit? wurde Beck gefragt - und antwortete kess: «Deutschland.» Im letzten Gruppenspiel hatten sich Deutschland und England noch 1:1 getrennt.
Den erst zweiten Versuch, um in ein U 21-EM-Finale zu gelangen, mussten die Deutschen ohne ihren Kapitän Sami Khedira unternehmen. Der Stuttgarter, der wegen eines Blutergusses im rechten Knie zwei Tage nicht trainiert hatte, wurde nicht rechtzeitig fit. Der Münchner Fabian Johnson kam neu in die Anfangself, in die auch Sebastian Boenisch nach auskurierter Verletzung sowie die zuletzt auf die Bank beorderten Marko Marin und Dennis Aogo zurückkehrten. Und diesmal spielte die DFB-Elf sofort beherzt drauflos: Ersatzkapitän Benedikt Höwedes (4.) und Aogo (5.) boten sich früh gute Chancen.
In der Folge waren gegen die ballsicheren Südeuropäer aber wieder die Defizite im Spielaufbau klar zu erkennen. Beinahe folgerichtig hatten die vor allem bei Standardsituationen starken Italiener auch eine Vielzahl an hochwertigen Möglichkeiten. Sebastian Giovinco (7.) und Marco Motta (17.) zwangen Torhüter Manuel Neuer zu Glanzparaden, bei Marco Andreollis Kopfball an die Latte (8.) hatte der Schalker Schlussmann das Glück auf seiner Seite. Auch der zuletzt gesperrte Jungstar Mario Balotelli (24.) machte mit einem scharfen Schuss aufs Tornetz auf sich aufmerksam. Und schließlich rettete der unauffällige und später ausgewechselte Marin bei Salvatore Bocchettis Schuss (44.) das für Rückhalt Neuer & Co. durchaus glückliche 0:0 in die Pause.
Nach dem Wechsel hatten die Deutschen wieder den besseren Start - und diesmal auch das nötige Glück, dass Becks Aufsetzer aus der Distanz an Torwart Andrea Consigli vorbei den Weg ins Tor fand. Gut sah der Keeper bei dieser Aktion wahrlich nicht aus. Nun warf Hrubeschs Truppe ihren Kampfgeist in die Waagschale und bot dem Weltmeister-Nachwuchs auf diese Weise besser Paroli. Beim lange nicht mehr so wirkungsvoll wie in den ersten 45 Minuten agierenden Gegner rächte sich nun die an den Tag gelegte Abschlussschwäche. Der für den verletzten Marin gekommene Änis Ben-Hatira (73.) und Neuer (78./90.) mussten in der italienischen Drangperiode aber noch in höchster Not klären, ehe der Traum vom Endspiel-Einzug endgültig perfekt war.
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