München (dpa) - Hartelijk welkom Louis van Gaal. Mit sieben Neuzugängen um 30-Millionen-Mann Mario Gomez ist der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München unter seinem Wunschtrainer zu neuen Titel-Taten aufgebrochen.
Nach der spektakulär gescheiterten Mission von Visionär Jürgen Klinsmann gibt seit dem Trainingsstart der erfahrene van Gaal die Kommandos an der Säbener Straße. Nach einem erfolglosen Jahr soll am Saisonende wieder die Meisterschale nach München, dazu will sich der FC Bayern unter dem niederländischen Champions-League-Sieger von 1995 auch für die europäische Konkurrenz formieren. «Ich habe mir einen sehr starken Trainer gewünscht, der eine Mannschaft individuell und als Mannschaft entwickeln kann», lobte der neue Sportdirektor Christian Nerlinger, der seinen ersten Arbeitstag in neuer Führungsfunktion erlebte, bereits im Vorfeld.
Die Ära van Gaal, zur deren Start Misstöne von Confed-Cup-Sieger Lucio laut wurden, begann mit rund vierzigminütiger Verspätung. Um 11.11 Uhr betrat der 57-Jährige nach ausführlicher Besprechung in der Kabine mit Trillerpfeife und Stoppuhr um den Hals den Trainingsrasen. Die ersten Kommandos gab der Niederländer vor rund 1500 Schaulustigen schon beim Gruppenbild mit seinem Stab: Er sortierte die Assistenten, Betreuer und Physiotherapeuten für die Fotografen. Mit insgesamt 13 Experten, darunter die von ihm mitgebrachten Andries Jonker (Co- Trainer), Jos van Dijk (Trainingssteuerung) und Max Reckers (Video- Analyse), nimmt van Gaal den Dienst auf - fast schon Klinsmann'sche Dimensionen.
Während sich der gescheiterte Vorgänger Klinsmann ein Jahr zuvor nur mit einer Rumpftruppe nach der EM hatte begnügen müssen, stand bei der im Fernsehen live übertragenen Einheit die fast komplette Mannschaft zur Verfügung. Nur die Confed-Cup-Spieler Lucio und Luca Toni haben noch Urlaub, Bastian Schweinsteiger ist nach seinem Eingriff am Knie noch nicht wieder voll belastbar. Dagegen kickte Spekulationsobjekt Franck Ribéry sich ebenso durch den Hütchen-Parcours wie die neuen Leute, die für rund 50 Millionen Euro gekommen waren. Gomez, Ivica Olic, Anatoli Timoschtschuk, Danijel Pranjic, Edson Braafheid, Alexander Baumjohann und Rückkehrer Andreas Görlitz wie auch die aus der eigenen Talentreihe beförderten Holger Badstuber und Thomas Müller.
Misstöne aus Brasilien mischten sich derweil in die Aufbruchstimmung beim deutschen Branchenprimus, der als drittletztes Liga-Team vor Werder Bremen und dem Hamburger SV die Übungsreihe wieder aufnahm. Der tief gekränkte Abwehrchef Lucio richtete aus seiner Heimat schwere Vorwürfe an seinen Arbeitgeber und schließt einen vorzeitigen Abschied aus München nicht mehr aus. «Bayern und die Berichte über mich haben eine Situation kreiert, die alles andere als schön ist. Deshalb ist ein Wechsel sinnvoll, wenn es ein tolles Angebot gäbe», sagte Lucio in einem Interview mit der Münchner «tz».
Der Kapitän des fünffachen Weltmeister ließ offen, ob er nach seinem Urlaub am 16. Juli das Training bei den Bayern, die für weitere Analysemöglichkeiten neue Kameras am Übungsgelände installiert haben, aufnimmt. «Nie würde ich nicht sagen. Ich müsste ja noch meinen Spind ausräumen.» Lucio, der beim 3:2-Finalsieg über die USA die Brasilianer zum Gewinn des Confederation Cups geschossen hatte, fühlt sich vom FC Bayern im Stich gelassen, weil der Verein zu den Spekulationen über seine sportliche Zukunft in München keine Stellung bezogen hat.
Nicht nur die Video-Kameras sind neu am Leistungszentrum, auch sonst hat sich nach dem Klinsmann-Intermezzo Einiges getan. Wände wurden gezogen und Türen eingebaut. Zudem mussten Klinsi-Ideen wie die Kinderecke, das DJ-Pult und die wenig genutzte Bibliothek weichen.
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