Streit um Lucio, neuer Wirbel um Franck Ribéry - beim FC Bayern München geht es weiter drunter und drüber. Nun sorgte der von Real Madrid umworbene Ribéry wieder für Aufsehen, als er sein Trainings-Comeback nach nicht einmal 60 Minuten wegen erneuter Kniebeschwerden abbrach.
Wegen einer Schleimbeutelentzündung im linken Knie hatte der französische Fußball-Nationalspieler bereits in der vergangenen Woche zwei Trainingstage aussetzen müssen. Auch bei den Testspielen des Rekordmeisters in Salzburg und Waging hatte Ribéry gefehlt und sich in München auf seine Rückkehr ins Mannschaftstraining vorbereitet.
Die Verletzung von Ribéry, der bereits in der ersten Trainingswoche wegen Achillessehnenproblemen pausiert hatte, ist nicht die einzige Sorge der Bayern. Womöglich droht der 26 Jahre alte Dribbelkünstler nun zum Schnäppchen zu werden. Aufgrund des umstrittenen Artikels 17 des FIFA-Reglements könnte er schon im Sommer 2010 vorzeitig aus seinem bis 2011 gültigen Vertrags aussteigen. Spanischen Medienberichten zu Folge würde Ribéry dann nur noch 16 bis 22 Millionen Euro kosten. Bayern hatte zuletzt 80 Millionen Euro gefordert.
Ribérys missglücktes Comeback könnte Anlass zu neuerlichen Spekulationen geben, intern hat er offenbar einigen Kredit verspielt. «Ich weiß, dass er ein Angebot von Real hat. Wenn er aber bleibt, muss er dies mit Begeisterung machen. Der Mannschaft nützt ein Unzufriedener nicht», kritisierte Weltmeister Luca Toni in der «Gazetta dello Sport» seinen Mitspieler.
Im Schatten des Sommertheaters um Ribéry ist unter den Bayern-Bossen ein Meinungsstreit um Lucio ausgebrochen. Während Präsident Franz Beckenbauer den Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft nicht verkaufen will, stellt Uli Hoeneß dem 31 Jahre alten Abwehrspieler eine vorzeitige Freigabe in Aussicht. «Es liegt an ihm, wie es weitergeht. Wenn er zu uns kommt und sagt, er möchte dahin oder dorthin, werden wir uns damit beschäftigen», zitiert das Fachmagazin «Kicker» den Bayern-Manager. Lucios Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis Saisonende 2010.
Am 15. Juli kehrt Lucio, der mit Brasilien den Confederations-Cup in Südafrika gewonnen hat, nach seinem Sonderurlaub nach München zurück und quartiert sich einen Tag später mit der Mannschaft im Trainingslager in Donaueschingen ein. Beckenbauer sprach sich in einem Interview mit der Münchner «tz» erneut gegen einen Weggang des Innenverteidigers aus. «Keiner will ihn verkaufen, keiner will ihn los haben. Jeder weiß, wie wichtig er ist», betonte der Aufsichtsratschef.
Lucio war zuletzt mit Manchester City in Verbindung gebracht worden. Doch die Gerüchte um einen bevorstehenden Wechsel in die englische Premier League bestätigten sich bisher nicht. Der Brasilianer kokettiert schon seit längerem mit einem vorzeitigen Abschied aus München. Erst hatte er sich über die angeblich geringe Wertschätzung der Bayern-Bosse geärgert. Jetzt muss er um seinen Stammplatz bangen, nachdem der neue Trainer Louis van Gaal deutlich gemacht hatte, dass sich auch Lucio dem internen Konkurrenzkampf stellen müsse.
Was auch für Hamit Altintop gilt. Der türkische Nationalspieler denkt allerdings nicht an einen Abschied aus München. «Ein Wechsel kommt nicht infrage. Bei den Bayern finde ich alle Voraussetzungen, um guten Fußball zu spielen», sagte Altintop und wies Meldungen über ein Interesse vom Daum-Club Fenerbahce Istanbul als falsch zurück: «Da ist nichts dran. Es gab keine Gespräche.»
Auch Weltmeister Luca Toni muss sich im internen Stürmer-Wettstreit gegen Miroslav Klose und 30-Millionen-Einkauf Mario Gomez behaupten. Doch der Italiener will sich mit einer möglichen Reservistenrolle nicht zufriedengeben. «In 15 Jahren gehörte ich nie zu den Ersatzspielern. Und ich sehe mich auch jetzt nicht auf der Bank», sagte Toni in der «La Gazzetta dello Sport». Eine vorzeitige Rückkehr in die Heimat schließt der Torjäger aus: «Ich denke nur daran, zu beweisen, dass ich auf meinen Platz gehöre. Die Tore werden für sich sprechen.»
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