Die Anhänger des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV haben bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Vereins in hitzigen Diskussionen Vorwürfe gegen den Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und den Aufsichtsrat des Vereins erhoben.
Wichtigstes Thema vor rund 2000 Mitgliedern im Congress Centrum Hamburg (CCH) war die Trennung von Sportchef Dietmar Beiersdorfer drei Wochen zuvor. Aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten und unterschiedlichen Bewertungen der sportlichen Situation war es zum Bruch zwischen Club- und Sportchef gekommen. In Fan-Kreisen genoss Beiersdorfer, der seit August 2002 für den sportlichen Bereich verantwortlich zeichnete, große Sympathien.
Die Erklärungsversuche der Führungsgremien fanden bei den Mitgliedern nur wenig Gehör. Pfiffe und «Hoffmann raus»-Rufe machten die Runde. «Wir haben den Aufsichtsrat zum Rapport bestellt», sagte Ralf Bednarek, Vorsitzender der Fan-Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters und unterstellte dem Kontrollgremium mangelndes Krisenmanagement. Es handele sich in der gegenwärtigen Situation beim HSV nicht nur um eine Führungskrise, sondern um eine Vertrauenskrise in die Chefetage, sagte ein Mitglied. Während viele Redner von einem Rausschmiss Beiersdorfers sprachen, bezeichnete der Aufsichtsrat die Trennung als freiwilligen Rückzug. Beiersdorfer selbst hatte versichert: «Es war nicht mein Wunsch zu gehen.»
Dem widersprach Aufsichtsratschef Becker. Beiersdorfer habe sich in den Diskussionen keinen Millimeter bewegt, erwiderte Becker. «Er wollte nicht mehr.» In der entscheidenden Sitzung am 23. Juni sei lediglich «über die Konditionen einer Vertragsauflösung abgestimmt worden, nicht über seine Entlassung». Einer finanziellen Abfindung für den früheren Profi des HSV haben neun der zwölf Mitglieder zugestimmt. Becker: «Es war leider der Wunsch von Dietmar Beiersdorfer aufzuhören.»
Hoffmann hatte in den Tagen vor der Versammlung versucht, durch Transfers die Wogen in der aufgebrachten Fan-Gemeinde zu glätten. So waren der brasilianische Nationalspieler Zé Roberto von Bayern München und das von mehreren europäischen Clubs umworbene Talent Elia Eljero von Twente Enschede geholt worden. U-21-EM-Torschützenkönig Marcus Berg aus Schweden steht vor einer Verpflichtung. «Die Geschehnisse lassen mich nicht unbeeindruckt», sagte Hoffmann. «Wir sind unterschiedliche Charaktere. Die Zusammenarbeit mit Dietmar Beiersdorfer war nicht immer einfach.»
© DPA