Vor drei Jahren elektrisierte der Torwart- Zweikampf zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann die gesamte Fußball-Nation, im Sommer 2009 ist gleich bei vier Bundesliga-Vereinen ein brisantes Duell der Schlussmänner um die Nummer 1 entflammt.
Erstmals seit 15 Jahren ist die T-Frage bei Branchenführer FC Bayern München, wo Hans-Jörg Butt und Michael Rensing um das Vertrauen des neuen Trainers Louis van Gaal kämpfen, offen. Jeweils zwei Anwärter auf den Stammplatz zwischen den Pfosten gibt es auch beim VfL Bochum und Aufsteiger FSV Mainz 05, sogar gleich drei bei Eintracht Frankfurt.
Von 1994 bis 2008 war Kahn bei den Bayern gesetzt. Als der «Torwart-Titan» im Vorjahr von der Fußball-Bühne abtrat, sollte Rensing in die übergroßen Fußstapfen treten. Doch der 25-Jährige wurde von Jürgen Klinsmann demontiert und musste seinen Platz im Frühjahr an Butt abtreten. Der Routinier gibt sich entsprechend angriffslustig. «Die Nummer 1 ist natürlich mein Ziel», so Butt.
Gerade wegen des Trainerwechsels wähnt sich Butt gegenüber seinem zehn Jahre jüngeren Konkurrenten im Vorteil. «In Holland hat der Torhüter eine etwas andere Rolle als in Deutschland. Er wird als elfter Feldspieler gesehen, er soll aktiv am Spiel teilnehmen und die Abwehr unterstützen. Darauf legt Louis van Gaal sehr viel Wert», betonte der beidfüßige Torwart, der in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen und beim Hamburger SV als Elfmeterschütze gesetzt war.
Erste Aufschlüsse könnte der T-Home-Cup bringen, wo die Bayern zunächst auf den HSV treffen. Noch lässt sich van Gaal jedoch nicht in die Karten gucken. «Wir werden das zu gegebener Zeit entscheiden», sagte der Bayern-Trainer.
Ähnlich äußert sich sein Mainzer Kollege Jörn Andersen zum Zweikampf zwischen Neuzugang Heinz Müller und «Torwart-Dino» Dimo Wache. «Momentan sind beide gut drauf und trainieren sehr gut. Kurz vor Beginn werde ich festlegen, wer die Nummer 1 ist», erklärte Andersen im Trainingslager in Flachau. Seine Entscheidung wird auch Auswirkungen darauf haben, ob Wache Spielführer bleibt. «Ich brauche einen Kapitän, der auf dem Platz steht und von Anfang an Stammspieler ist», stellte Andersen klar. Dennoch geht der 36 Jahre alte Wache mit der Situation relativ entspannt um. «Es wird keinen Torwart-Krieg in Mainz geben», versicherte der Routinier, der bislang 374 Liga-Spiele für den FSV absolvierte. Auch der vom FC Barnsley gekommene Müller versicherte: «Wir gehen respektvoll miteinander um.»
Etwas turbulenter geht es bei Eintracht Frankfurt zu, wo sich Oka Nikolov, Markus Pröll und Ralf Fährmann um den Stammplatz bewerben. «Ich bin völlig unvoreingenommen», heizte Trainer Michael Skibbe den Dreikampf im Trainingslager in Kärnten an. Zumindest bei Pröll hat dies schon Spuren hinterlassen. «Wenn man mich nicht mehr haben will, soll man mir das sagen. Dann geht es woanders weiter», motzte der 29- Jährige zuletzt. Laut Skibbe sei ein Verkauf Prölls aber kein Thema.
Der Coach will sich bis zum letzten Testspiel am 25. Juli beim 1. FC Kaiserslautern entscheiden. «Idealerweise sollte dann der im Tor stehen, der auch acht Tage später im Pokal gegen Offenbach spielt», sagte Skibbe. Die Qual der Wahl hat auch Marcel Koller in Bochum, wo der portugiesische Nationalkeeper Daniel Fernandes und Philipp Heerwagen um die Nummer 1 kämpfen.
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