Meistermacher gegen Titelverteidiger - nur vier Monate nach der rauschenden Abschiedsparty beim VfL Wolfsburg und dem spektakulären Vereinswechsel zum FC Schalke wird Felix Magath von der Vergangenheit eingeholt.
Der Hype um den Fußball-Lehrer vor dem Spiel seines neuen gegen seinen alten Arbeitgeber in Gelsenkirchen drängt beim Revierclub selbst die Aufregung um den erforderlichen Sparkurs und die Diskussion um die späte Rückkehr des Heimaturlaubers Rafinha in den Hintergrund. Trotz der wachsenden Probleme «auf Schalke» und geringerer Möglichkeiten hat Magath seinen Schritt nicht bereut: «Ich sehne mich nicht zurück und bin froh, dass ich hier bin. Auch wenn es in Wolfsburg andere finanzielle Mittel gab, Positionen neu zu besetzen.»
Zumindest was die aktuelle sportliche Bilanz anbetrifft hat der neue Schalker Hoffnungsträger allen Grund zur Zuversicht. Nach fünf Spieltagen rangiert der Gastgeber auf Rang drei und damit ein gutes Stück vor dem Tabellenzehnten aus Wolfsburg. Gleichwohl wähnt er den FC Schalke in der Außenseiterrolle: «Wolfsburg kommt als Favorit zu uns.» Für Magath macht es Sinn, den guten Saisonstart nicht überzubewerten. Schließlich haben seine Profis vier der bisherigen fünf Ligaspiele gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel bestritten. Magaths Wissen um die Schwächen des Gegners soll helfen, dass sein Team auch die erste echte Bewährungsprobe besteht: «Das könnte ein Vorteil sein. Auf TV-Bilder habe ich verzichtet, weil ich den VfL gut kenne.»
Die Vorfreude auf das Wiedersehen ist beim Gegner nicht minder groß. «Natürlich ist man gegen den Ex-Trainer immer besonders motiviert», sagte Angreifer Grafite, der beim 3:1-Erfolg über ZSKA Moskau mit drei Treffern in die Rolle des Hauptdarstellers geschlüpft war. Der erfolgreiche Start in die Champions League gibt Rückenwind für die Bundesliga, in der die Wolfsburger nach zuletzt drei Niederlagen unter Zugzwang stehen. «Dieser Erfolg kann eine Initialzündung für eine Siegesserie werden», sagte Mittelfeldspieler Christian Gentner.
Zudem bietet sich Armin Veh die Chance, mit einem Erfolg ein kleines Stück aus dem langen Schatten seines Vorgängers zu treten. Die anhaltenden Vergleiche des Wolfsburger Trainers mit Magath beginnen langsam aber sicher zu nerven. «Es ist doch klar, dass das jetzt ein Thema ist. Aber für mich spielt Schalke gegen den VfL», beantwortete er die vielen Fragen nach Magath, der auch im gleichen Haus wie sein Nachfolger gewohnt hat.
Zweifel an der Arbeit von Veh hält Zvjezdan Misimovic trotz der jüngsten Bundesliga-Schlappen gegen Hamburg, München und Leverkusen für unangebracht: «Unter Magath sind wir auch nicht besser gestartet», kommentierte der Spielmacher. In den ersten Spielen unter dem späteren Meistermacher im Jahr 2007 gab es nur vier Punkte aus fünf Spielen.
Auf die siegreiche Elf aus dem Moskau-Spiel kann Veh jedoch nicht setzen. Für den gesperrten Diego Benaglio steht André Lenz im Tor. Sein Gegenüber Magath ließ offen, ob er den aus Brasilien zurückgekehrten Rafinha nach dessen eigenmächtig verlängerten Trip in die Heimat in die Startelf beordert.
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