Bayer Leverkusen hat den Ansturm von Schalke 04 im «Duell um die Spitze» abgewehrt, aber den Sieg leichtfertig verschenkt.
Trotz 2:0-Führung musste sich das Team von Trainer Jupp Heynckes beim Revierclub noch mit einem 2:2 (2:0) zufriedengeben, bleibt damit aber nach dem 11. Spieltag als einziges Team der Eliteliga noch ungeschlagen. Toni Kross (29.) und Stefan Kießling (44.) brachten den Tabellenführer vor 61 673 Zuschauern in der ausverkauften Veltins-Arena in Führung, doch die Schalker legten ihren Respekt vor dem Angstgegner aus Leverkusen in der 2. Hälfte ab. Kevin Kuranyi (83.) mit seinem sechsten Saisontor und der Uru Vicente Sanchez (88.) belohnten die erneut starke Moral der Gastgeber, die bereits gegen den HSV zweimal einen Rückstand aufgeholt hatten.
«Die Tabellenführung interessiert mich erstmal nicht. Für mich ist wichtig, dass wir nach dem Unentschieden gegen den HSV zu Hause mal wieder drei Punkte holen», hatte Schalke Trainer Felix Magath vor dem Spitzenspiel erklärt, nachdem die besser platzierten Rivalen aus Hamburg (2:3 gegen Mönchengladbach) und Bremen (2:2 in Nürnberg) ihre Partien nicht hatten gewinnen konnten. Doch statt Schalke nutzte Leverkusen die Gunst der Stunde.
Der in der gesamten Woche wegen eines grippalen Infekts flach gelegene Bayer-Coach Jupp Heynckes musste bei seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen weiter auf die verletzten Simon Rolfes, Michal Kadlec und Renato Augusto verzichten. Bei den «Knappen» fehlten nur die Langzeitverletzten Jermaine Jones und Christian Pander. Magath brachte gegenüber dem 3:0-Pokalsieg am Mittwoch bei 1860 München lediglich Jefferson Farfan für Halil Altintop neu ins Team.
Das «Top-Spiel der Woche» kam schwer in Gang, auch weil Fouls immer wieder zu Unterbrechungen führten. Große Torgefahr entwickelten zunächst weder die Rheinländer, noch die zu vorsichtig und ideenlos zu Werke gehenden «Königsblauen». Dennoch hatte Schalke erste Möglichkeiten durch Farfan (20.) und Kuranyi, der eine schöne Hereingabe von Lewis Holtby (24.) jedoch nicht nutzen konnte.
Die kalte Dusche für den Gastgeber folgte fünf Minuten später: Bayern-Leihgabe Kroos verwertete einen Abpraller mit einem trockenen Volleyschuss aus gut 20 Metern zur Führung. Kurz vor der Pause dann der zweite Schock für Schalke. Kießling bescherte der jetzt noch wesentlich zielstrebiger agierenden Bayer-Elf, die viel Raum zum Kombinieren hatte, die verdiente 2:0-Führung. Nach einem Freistoß von Tranquillo Barnetta wuchtete Kießling (44.) den Ball per Kopf zu seinem siebten Saisontor vorbei an Manuel Neuer ins Netz. Der «Knappen«-Keeper musste kurz darauf sogar den nächste Treffer gegen den erneut gefährlich köpfenden Kießling verhindern.
Der bärenstarke Bayer-Angreifer erhielt als «Belohnung» in der Halbzeitpause von Tribünengast Joachim Löw prompt die Zusage für die Einladung zu den anstehenden Länderspielen gegen Chile in Köln (14. November) und Elfenbeinküste (18.) in Gelsenkirchen. «Kießling wird dabei sein. Ich sehe ihn wirklich gut, er geht weite Wege», sagte der Bundestrainer, der vom Niveau des Partie aber nicht erbaut war.
In der Kabine mussten sich die Schalker von Magath wohl einiges anhören, denn wenigstens bemühten sie sich nun, den Gegner unter Druck zu setzen. Und es wurde noch einmal dramatisch. Schiedsrichter Michael Weiner erkannte einen Treffer von Farfan (60.) wegen eines vorausgegangenen Fouls des Peruaners zurecht nicht an. Nach Kuranyis Stochertor zum 1:2 retteten Sanchez der 04-Elf den verdienten Punkt.
© DPA