ZitatAlles anzeigenDer FC Bayern siegt nach überzeugender Vorstellung und dank dreier Treffer von Ivica Olic 3:0 bei Olympique Lyon. Erstmals seit Bayer Leverkusen 2002 steht damit wieder ein deutscher Verein im Finale der Champions League.
Es gilt einmal nicht Arjen Robben zu feiern, nicht Franck Ribéry oder die herausragende Leistung eines anderen einzelnen Spielers, es gilt eine Gesamtleistung zu würdigen. Die des FC Bayern München, der mit einer erneut brillanten Vorstellung auch im Rückspiel des Halbfinales der Champions League Olympique Lyon beherrschte, 3:0 gewann und nun zum ersten Mal nach 2001 wieder das Finale der obersten europäischen Fußballklasse bestreitet. Dort wartet dann Inter Mailand, vor dem sich die Bayern nach eigenem Bekunden ein wenig weniger fürchten, oder doch noch der FC Barcelona, vor dem der FC Bayern dieser Tage, nach Beobachters Bekunden auch nicht wirklich Bange sein muss. Und so fand das kleine Fußballdrama des Hinspiels ein rauschhaft glückliches und folgerichtiges Ende unter dem fast vollen Mond von Lyon.
Dabei war es ja nicht gerade der Idealzustand gewesen, mit dem die Bayern nach Frankreich gereist waren. Franck Ribéry und Danijel Pranjic erst gar nicht, weil gesperrt, Martin Demichelis und Daniel van Buyten auf wackeligen Beinen mit ihren Prellungen und Zerrungen in den Waden und Schienbeinen, Diego Contento angeschlagen, Klose verschnupft mit leichtem grippalen Infekt, und Anatoli Timoschtschuk war auch lieber daheim und auf der Toilette geblieben wegen seiner Magen-Darm-Verstimmung. Es war zum Anpfiff dann doch nicht zur kollektiven Unpässlichkeit gekommen, van Buyten war aufgelaufen, Contento auch, und Klose und Demichelis saßen zumindest auf der Bank. Und vor allem war der zuletzt gesperrte Mark van Bommel wieder dabei, und an dem plus seinem Mittelfeldpartner Bastian Schweinsteiger sollte sich Olympique erst einmal abarbeiten, auf dass es schon an der Mittellinie eine erste große Hürde zu überwinden hatte. Zudem sollte Hamit Altintop Ribéry so gut ersetzen, wie er es eben kann.
Und das funktionierte alles so gut, dass Ivica Olic schon in der zweiten Minute von rechts auf Thomas Müller flankte, der allein vor dem Torwart schon zur Vorentscheidung hätte treffen müssen. Was misslang. Also nächster Versuch in der neunten Minute, gleiche Hauptdarsteller, gleiches Ergebnis. Bayern machte in dieser ersten Viertelstunde ziemlich exakt da weiter, wo sie am vergangenen Mittwoch aufgehört hatten. Aber schon da war klar, dass Lyon nicht gewillt war, sich noch einmal so vorführen zu lassen, wie im Hinspiel, als die Bayern die Franzosen von ein paar Schreckminütchen nach Ribérys Platzverweis abgesehen, nach Belieben beherrschten. Aber was nützt ein Wille, wenn man keinen Arjen Robben hat? Nicht viel. Also Sprung in die 21.Minute: Robben, einmal nicht auf seiner rechten Seite, sondern in der Mitte. Er passt kongenial zu Ribéry steil auf Müller, Müller spielt weiter auf Olic, der dreht sich um die eigene Achse und schießt zum 1:0 ein.
Olic sorgt früh für klare Verhältnisse
Trainer Louis van Gaals Vorgabe, bei einem Bayern-Tor müssten die Franzosen schon drei schießen, war erfüllt. Fortan war Ruhe in Lyon. Bei dem Gros der 43.000 Zuschauer (minus der etwa 3000 mitgereisten Münchner Fans) und bei Olympique auch. Bayern bestimmte, Bayern beherrschte. Woran auch zur Pause der wahrscheinlich der Schonung geschuldete Austausch van Buytens gegen Demichelis nichts änderte.
Lyons Wille war gebrochen. Am Tor und der Unwahrscheinlichkeit, an diesem Abend noch zu einem glücklichen Abend zu kommen. Und an Schweinsteiger und van Bommel, die das Mittelfeld sehr humorlos zu ihrem Territorium erklärten und es als solches behaupteten. Aber soll man jemanden herausheben aus dieser Bayern-Mannschaft? Man kann Abstriche machen. Bei Hans-Jörg Butt, aber auch nur, weil er kaum einmal die Gelegenheit bekam, seine ebenbürtige Qualität zu demonstrieren, was gewiss nicht seine Schuld ist. Lyon hatte einfach nichts dagegen zu setzen, nur Frust, der Cris nach Foul und Widerspruch in der 59.Minute die Gelb-Rote Karte brachte. Frust, den anschließend Altintop in der 67.Minute mit feinem Pass auf Olic und der mit seinem zweiten Treffer strafte. Und in der 78. Minute noch mit seinem dritten Tor. Aber da war der FC Bayern München nicht nur gefühlt, nicht nur theoretisch, sondern sehr praktisch und sehr, sehr berechtigt längst im Finale.
Quelle: tagesspiegel.de