Ke Nako - es ist Zeit: Afrika ist endgültig auf der Weltkarte des Fußballs angekommen, und die große Party hätte fast mit einem Paukenschlag begonnen. Denn Gastgeber Südafrika verpasste beim 1:1 im Eröffnungsspiel in Johannesburg gegen Mexiko den sehnlich erhofften Traumstart in die erste Weltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent nur knapp. Den Führungstreffer durch Südafrikas Siphiwe Tshabalala (55.) hatte Mexikos Kapitän Rafael Marquez vor 84.490 Fans im Soccer City Stadium elf Minuten vor dem Ende ausgeglichen.
Zwei Stunden vor Beginn der Partie hatten die Südafrikaner ihre Gäste aus aller Welt mit einer großen Party auf die 19. Fußballweltmeisterschaft eingestimmt. Beim Riesenspektakel war die Lebensfreude der Menschen am Kap mit Händen zu greifen. Schrill, bunt, laut, lustig, eben ganz afrikanisch. Von Düsen- und Kunstfliegern über schillernde Tänzer und Artisten vom gesamten Kontinent bis hin zu Feuerwerk boten die WM-Gastgeber alles auf – ständig untermalt vom ohrenbetäubenden Sound tausender Vuvuzelas. Dabei hatte Südafrika am Morgen noch getrauert, nachdem Nelson Mandelas Urenkelin Zenani (13) bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Der frühere Staatspräsident hatte daraufhin seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier abgesagt. (Die Noten zum Spiel Südafrika-Mexiko)
Mexiko zunächst besser
Als es dann losging, zeigten die Mexikaner zunächst wie erwartet technisch und taktisch die reifere Spielanlage. Schon nach zwei Minuten hatte der 17. der FIFA-Weltrangliste seine erste Großchance durch Giovani Dos Santos, doch der agile Flügelflitzer von Galatasaray Istanbul konnte die Unsicherheit von Südafrikas Torhüter Itumeleng Khune nicht nutzen. Eine Viertelstunde später verzog Dos Sanots ebenfalls aus guter Position. Die größte Möglichkeit im ersten Durchgang ließ Guillermo Franco aus: Nach einem Traumpass von Carlos Vela scheiterte der Arsenal-Spieler an Keeper Khune (33.).
Bafana Bafana zu harmlos
Die Gastgeber hielten mit Leidenschaft dagegen, brauchten aber eine Viertelstunde, um überhaupt mal vor das gegnerische Tor zu kommen. Der frühere Dortmunder Steven Pienaar setzte einen Freistoß zu hoch an (17.), und eine tolle Kombination über Siphiwe Tshabalala (22.) blieb nur eine Andeutung von Torgefahr. Meistens endeten die Bemühungen des Außenseiters weit vor dem Strafraum der Mexikaner. Nur einmal stockte der Vuvuzela-Armee auf den Rängen der Atem. Kurz vor der Pause verpasste Südafrikas Sturmspitze Katlego Mphela eine etwas zu scharfe Flanke vom umtriebigen Tshabalala nur denkbar knapp. Das hätte es sein können für die Gastgeber.
Tshabalala lässt das Stadion toben
Nach dem Wechsel trauten sich die Südafrikaner plötzlich mehr zu und lösten die Handbremse. Schon nach zehn Minuten wurde der Mut des Teams von Trainer Carlos Alberto Parreira belohnt, als Pienaar mit einem Weltklassepass die mexikanische Abwehr aushebelte. Tshabalala gewann das Laufduell mit dem früheren Stuttgarter Ricardo Osorio, und dann hatte der Lokalmatador von den Kaizer Chiefs noch die Nerven und hämmerte den Ball in den Winkel. Wahnsinn. Ein Stadion in Ekstase.
Marquez rettet Mexiko
Die geschockten Mexikaner versuchten es mit drei Wechseln, um den Fehlstart ins Turnier zu vermeiden. Nachdem sie sich fast den entscheidenden Konter durch Teko Modise (68.) eingefangen hatten, brachte Rafael Marquez die Mittelamerikaner doch noch ins Spiel zurück. Der Kapitän verwertete eine Flanke von Dos Santos eiskalt zum 1:1. Damit erwies sich der Defensivspieler vom FC Barcelona als Partyschreck, denn sieben Minuten vor Schluss traf Mphela auf der anderen Seite nur den Pfosten.
Parreira jetzt Rekordtrainer
Ganz am Rande gab es auch noch einen Weltrekord. Südafrikas Trainer Parreira ist nun der erste Trainer überhaupt, der zum sechsten Mal an einer WM teilgenommen hat. Zuvor hatte der Brasilianer bereits Kuwait (1982), die Vereinigen Arabischen Emirate (1990), Saudi-Arabien (1998) und zwei Mal die Selecao seines Heimatlandes (1990 und 1994) betreut. Bei der WM '94 in den USA holte er mit Brasilien sogar den Titel. Statt um Trophäen geht es für Parreira und sein Team aber nun am kommenden Mittwoch im Loftus-Versfeld-Stadion gegen Uruguay erst einmal um den ersten Sieg in der Gruppe A.
Quelle: t-online.de