Was für ein WM-Auftakt! Die deutsche Nationalmannschaft zerlegt Portugal. Thomas Müller trifft dreimal, Mats Hummels einmal beim 4:0-Sieg.
Hamburg - Die Vorbereitung lief nicht rund, Leistungsträger waren angeschlagen oder schienen in einer Formkrise zu sein. Die deutsche Nationalmannschaft verbreitete vor der WM in Brasilien nicht unbedingt Euphorie. Doch beim Auftakt präsentierte sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw wie ein Top-Favorit: 4:0 (3:0) besiegte Deutschland die hoch gehandelten Portugiesen in Salvador.
Der überragende Thomas Müller brachte die DFB-Auswahl mit einem verwandelten Foulelfmeter in Führung (11. Minute), sorgte kurz vor der Pause für die Vorentscheidung (45.+1) und in der 78. Minute für den Endstand. Mats Hummels hatte zwischenzeitlich den zweiten Treffer erzielt (32.). Portugal spielte ab der 37. Minute in Unterzahl, Pepe sah für eine Tätlichkeit die Rote Karte.
Zum Auftakt hatte Löw wie erwartet auf Kapitän Philipp Lahm im defensiven Mittelfeld gesetzt, dahinter auf vier gelernte Innenverteidiger in der Viererkette - Jérôme Boateng, Per Mertesacker, Mats Hummels und Benedikt Höwedes. Mario Götze und Müller standen ebenfalls in der Startformation.
Unruhige Anfangsphase
Löws Taktik ging auf: Deutschland spielte sehr variabel, in der Offensive gab es keine festen Positionen, die Angreifer rotierten viel und stellten die Portugiesen damit immer wieder vor Probleme. Außerdem war Deutschland extrem stark im Zweikampf - 58 Prozent ihrer Duelle gewannen die Deutschen.
Die ersten Torchancen der Partie hatten dennoch die Südeuropäer: Cristiano Ronaldo konterte auf der linken Seite und setzte Hugo Almeida ein, doch der Ex-Bremer ließ sich abdrängen (5.). Kurz darauf war es Ronaldo selbst, der nach einem seltenen Ballverlust von Lahm zum Abschluss kam. Keeper Manuel Neuer wehrte den Versuch ab.
Die Deutschen, deren Spiel in der Anfangsphase immer wieder von Fehlpässen unterbrochen wurde, kamen dank eines Fehlers von Portugals Torwart Rui Patrício zur ersten großen Möglichkeit. Der Schlussmann spielte direkt vor die Füße von Sami Khedira, der jedoch aus rund 30 Metern knapp links am leeren Tor vorbeischoss (8.).
Drei Minuten später führte ein Foulelfmeter zum ersten Treffer: Götze war von João Pereira im Strafraum gehalten worden und zu Fall gekommen; Müller verwandelte sicher. Danach beruhigte sich das Spiel etwas, auch weil Portugal kaum Offensivdrang entwickelte und Deutschland früh presste. Nur noch Nani kam zu einem einigermaßen gefährlichen Abschluss, als er in der 25. Minute aus 20 Metern knapp übers Tor schoss.
Özil und Götze vergeben höheren Sieg
Bei den Deutschen wurden die Kombinationen von Minute zu Minute gefährlicher, wie beispielsweise nach einer guten halben Stunde: Kroos mit einem Diagonalpass auf Mesut Özil, der auf Götze zurücklegte, dessen Schuss in letzter Sekunde abgeblockt wurde. Nach der folgenden Kroos-Ecke gewann Hummels in der Mitte das Kopfballduell mit Pepe - 2:0 (32.).
Fünf Minuten später stand Portugals Innenverteidiger erneut im Mittelpunkt des Geschehens. In einem Laufduell hatte er Müller unabsichtlich mit der Hand im Gesicht getroffen. Der Deutsche ging zu Boden, Pepe echauffierte sich über die vermeintliche Schwalbe, deutete eine Kopfnuss an und sah die Rote Karte wegen Tätlichkeit.
Noch in der Nachspielzeit der erste Hälfte war die Partie quasi entschieden: Müller blockte einen Klärungsversuch der Portugiesen im Strafraum ab, zog sofort ab und schoss das 3:0.
Nach dem Seitenwechsel erinnert dieses WM-Spiel an einen Testkick. Dabei hätte die DFB-Elf durchaus noch höher gewinnen können: Özil vergab alleine vor Patrício leichtfertig (51.); nach einem optimal vorgetragenen Konter scheiterte Götze ebenso so fahrlässig (69.). Erst in der 78. Minute staubte Müller zum 4:0 ab.
Zu einem Ehrentreffer kamen die Portugiesen nicht mehr. In einer strittigen Situation in der 74. Minute gab es keinen Elfmeter und in der Nachspielzeit wehrte Neuer einen Freistoß von Ronaldo ab. Für Portugal kam es sogar noch schlimmer: Fabio Coentrão verletzte sich Mitte der zweiten Hälfte am Oberschenkel und musste vom Platz getragen werden.
Deutschland - Portugal 4:0 (3:0)
1:0 Müller (12., Foulelfmeter)
2:0 Hummels (32.)
3:0 Müller (45.+1)
4:0 Müller (79.)
Deutschland: Neuer - Boateng, Hummels (73. Mustafi), Mertesacker, Höwedes - Lahm, Khedira - Özil (63. Schürrle), Kroos, Götze - Müller (82. Podolski)
Portugal: Rui Patrício - Alves, Pepe, Pereira, Coentrao (65. André Almeida) - Veloso (46. Costa) - Mereiles, Moutinho - Ronaldo - Hugo Almeida (28. Eder), Nani
Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien)
Zuschauer: 51.081
Gelbe Karten: -/ Pereira
Rote Karte: Pepe nach einer Tätlichkeit (37.)
Ballbesitz (in Prozent): 57 / 43
Zweikämpfe (gewonnen, in Prozent): 57 / 43
Schüsse: 13 / 13