[SIZE="4"]Während der FC Schalke 04 ausgerechnet vor seinem entscheidenden UEFA-Pokalspiel ins Visier verbaler Heckenschützen und Kritiker geraten ist, wollen die Berliner beim feurigen türkischen Gastspiel in der Hauptstadt mit einem Sieg die letzte Chance aufs Weiterkommen wahren.[/SIZE]
«Es geht für beide Mannschaften um sehr viel», sagte BSC-Manager Dieter Hoeneß vor der Partie am Mittwoch, mit der die Hertha das 1:4 aus dem Jahr 1999 gegen den Istanbuler Club endlich tilgen will. Im Gegensatz zu den sportlich durch den Bundesliga-Höhenflug gestärkten Berlinern hat bei den in der Meisterschaft auf Rang neun abgestürzten Schalkern wieder einmal ein Selbstzerstörungsprozess eingesetzt.
Und das vor der Partie bei Twente Enschede, dem beschaulichen Ex- Club von Schalke-Coach Fred Rutten. Er, Co-Trainer Youri Mulder und Manager Andreas Müller brauchen unbedingt Erfolge. Die verunsicherten Spieler können mit einem Sieg in Enschede und einem versöhnlichen Hinrunden-Abschluss danach gegen die Hertha und in Hoffenheim das Ruder vielleicht noch herumreißen. «Wir brauchen jetzt die Unterstützung von allen, die Schalke so liebgewonnen haben», flehte Müller bereits. Die ins Rollen geratene Kritik-Lawine kann auch er aber nicht mehr aufhalten. Sogar sein Vorgänger Rudi Assauer wagte sich in einem Interview mit dem «Express» aus der Deckung. Sein Urteil über Müller und die übrigen Schalker Vereinsbosse: «Die haben es doch selbst verbockt. Warum sollte ich denn Mitleid haben?»
Die «Bild» sieht Schalke schon auf der Suche nach einem Nachfolger für Müller, der wegen seiner Personal-Politik unter Druck geraten ist. «Müller vor dem Aus», schrieb die Zeitung und brachte den vor zweieinhalb Jahren davongejagten Assauer als möglichen Heilsbringer ins Spiel. Der 64-Jährige nahm den Ball auf. «Wenn Schalke lichterloh brennt, und alle sich einig sind, dass ich helfen soll, dann bin ich im äußersten Notfall bereit, für sechs Monate auszuhelfen.» Seine Bereitschaft zur Rückkehr knüpfte Assauer aber an die Bedingung, dass er nicht «mit den Leuten zusammenarbeiten muss, die mich damals zum Rücktritt gebracht haben. Das wäre für mich unvorstellbar». Der «kicker» berichtete bereits von «Planspielen in Club-Kreisen», den früheren Coach Huub Stevens (PSV Eindhoven) als Nachfolger seines glücklosen Landsmannes Rutten zurückzuholen.
In Berlin herrscht indes Gelassenheit, auch wenn der Verein an diesem Mittwoch vor einer sportlichen Reifeprüfung steht. Rund 30 000 türkische Fans bei erwarteten 65 000 Zuschauern im Olympiastadion könnten das Galatasaray-Gastspiel in der Gruppenphase des UEFA-Pokals fast zu einer Heimpartie für das Team von Ex-DFB und -Leverkusen-Coach Michael Skibbe machen. Hertha ficht dies nicht an. «Wir wissen, wir können Galatasaray schlagen», betonte Cheftrainer Lucien Favre, in dessen Team sich allerdings ein grippaler Infekt eingeschlichen hat. Manager Dieter Hoeneß erinnerte bereits an die letzte Champions -League-Saison von Hertha vor neun Jahren: «Damals konnten wir auch ein schönes Fußballfest feiern, nur das Ergebnis hat nicht gestimmt.» Diesmal soll auch das Resultat Grund zur Freude sein.
© DPA