[SIZE="4"]Für Ralf Rangnick wird es ein Wiedersehen der besonderen Art: Der Trainer von Spitzenreiter 1899 Hoffenheim kann ausgerechnet gegen seinen Ex-Club Schalke 04 «diesen Pseudo-Titel Herbstmeisterschaft» in der Fußball-Bundesliga erringen.[/SIZE]
Fast auf den Tag genau drei Jahre nach seiner denkwürdigen Ehrenrunde im Stadion von Gelsenkirchen, die zu seinem Rauswurf führte, erinnert sich der 50-Jährige dennoch gerne an die aufregende Zeit bei den Knappen. «Es war nie schlecht. Ein Verein wie Schalke, der fesselt einen. Ich war zwar nur anderthalb Jahre dort. Aber die waren trotzdem so, dass jedes Mal, wenn ich mich an den Verein erinnere, ganz, ganz klar die positiven Erinnerungen überwiegen», sagte er der Deutschen Presse- Agentur dpa vor der Partie.
«Es gab in der damaligen Situation keine andere Möglichkeit, als sich zu trennen. Natürlich glaube ich, dass der Stachel bei Ralf Rangnick immer noch sehr tief sitzt», meinte Schalkes Manager Andreas Müller in einem DSF-Interview. Wenn die Sensations-Mannschaft aus Nordbaden ihren Höhenflug bis zum Saisonende fortsetzt, dann könnte Hoffenheims Coach just auf Schalke die Meisterschale in die Höhe recken. Das Fachblatt «kicker» hat berechnet, dass Rangnick mit einem Schnitt von 2,04 im ersten und 1,94 Punkten pro Spiel im zweiten Jahr bis heute der erfolgreichste Trainer bei den Königsblauen war.
«Wenn damals alles picobello bis zum Schluss gelaufen wäre, hätten wir Meister werden können. Aber das ist hypothetisch», sagte Rangnick. «Es war halt so, dass man es zugelassen hat, dass ständig über einen noch zu verlängernden Vertrag diskutiert wurde - als das dann oft genug angemahnt wurde, hab' ich halt selber die Verhältnisse klar gestellt.» Der Trainer verzichtete auf die Vertragsverlängerung. Mit dem damaligen Manager Rudi Assauer, der ihn einst als «Rolf» Rangnick vorgestellt hatte, war er nie warm geworden. Mit einer Ehrenrunde vor (!) der Partie gegen den FSV Mainz 05 verabschiedete er sich von den Schalke-Fans. Zwei Tage nach dieser Provokation - am 12. Dezember 2005 - wurde er entlassen.
«Die sogenannte Ehrenrunde war sicherlich falsch, hatte aber natürlich einen extrem emotionalen Hintergrund», erklärte Rangnick. «Ich würde sie heute - wenn ich könnte - rückgängig machen. Das war unprofessionell.» Geplant sei dieser Auftritt nie gewesen: «Dazu bin ich zu erfahren, um zu wissen, dass das eher Nachteile für mich gehabt hätte.»
Müller, einst die rechte Hand von Assauer und ein Fürsprecher der Rangnick-Verpflichtung, fragt sich heute noch: «Warum hat man damals nicht erkannt, welche ein großartiger Trainer er ist? Er hat damals die Mannschaft sehr schnell spielerisch in die richtige Richtung gebracht. Trotzdem war das Problem, dass er nie die volle Rückendeckung hatte.» Unter Rangnick war Schalke Vizemeister. Vor dem Aufeinandertreffen zum Hinrunden-Abschluss steht Hoffenheim acht Punkte vor den Knappen und dort, wo diese hinwollten - auf Rang eins.
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