Jetzt gilt's, Südafrika! Mit dem Anpfiff des Confederations Cups hebt sich am Kap der Guten Hoffnung der Vorhang für den großen Probelauf zur Fußball-WM 2010.
Und FIFA-Präsident Joseph Blatter nimmt die lange heftig kritisierten Gastgeber kurz vor dem ersten Anstoß nochmals eindringlich in die Pflicht. «Es ist definitiv an der Zeit, dass es richtig losgeht, nicht nur im Hinblick auf die Organisation in Südafrika, sondern auch, um sicherzustellen, dass das Land seine Aufgabe erfüllen kann und wird», forderte Blatter.
Gleichzeitig wehrte sich der Schweizer gegen die zu kritische Haltung gegenüber dem Ausrichter des ersten Fußball-Großereignisses auf dem afrikanischen Kontinent. «Warum zum Teufel gibt es immer ein Fragezeichen hinter dem Fußball. Lasst uns an die Menschen glauben. Wir vertrauen Afrika», sagte er. Die Generalprobe für das Mega-Event im Sommer 2010 mit den Großkalibern Brasilien, Italien und Spanien als Zugpferden setzt den FIFA-Chef in öffentlich demonstrierte Verzückung. «Ich bin sicher, das wird ein großartiger Wettbewerb, insbesondere angesichts der großen Namen, die teilnehmen.»
In Südafrika steigt das Fußball-Fieber für das Test-Turnier vom 14. bis 28. Juni unaufhörlich. Mit einem bunten afrikanischen Fest der Freude soll das durch große Planungsprobleme angekratzte Image aufpoliert und den weltweiten Zweifeln an der Organisationsfähigkeit Einhalt geboten werden. Vor der Eröffnungspartie des heimischen «Bafana Bafana»-Teams gegen Asienmeister Irak im Johannesburger Ellis Park übt sich der Regenbogenstaat in nationaler Geschlossenheit.
Die landesweit zu einem bestimmten Zeitpunkt von Tausenden gleichzeitig angestimmte Nationalhymne oder das kollektive Tragen von Trikots soll für ein Gemeinschaftsgefühl sorgen und den Geist der politischen Umwälzungen vor 15 Jahren neu beleben. «Er ist eine Botschaft von Südafrika an den afrikanischen Kontinent und von dort aus an die ganze Welt», beschrieb Blatter in für ihn typisch pathetischen Worten die Bedeutung des Turniers.
Noch wird überall letzte Hand angelegt, gehämmert und geschraubt. Doch die Infrastruktur in den vier Confed-Cup-Stadien in Johannesburg, Pretoria, Rustenburg und Bloemfontein wird wohl rechtzeitig turnier-tauglich sein. «Die Stadien sind top. Hier kann ich mein erstes Kompliment machen», sagte Blatter.
Das Transportsystem mit Minibussen als Hauptverkehrsmitteln entspricht allerdings nicht europäischen Gewohnheiten und wird vor allem den erwarteten 5000 ausländischen Besuchern Geduld und Improvisationstalent abverlangen. Unwägbar bleibt das große Problemthema Sicherheit.
Die Kriminalitätsrate ist unverändert erschreckend hoch. WM- Chefplaner Danny Jordaan verweist aber gebetsmühlenartig auf die ohne Zwischenfälle abgehaltenen Sport- Großereignisse wie Africa Cup und Rugby-WM. Blatter betonte, dass für die Sicherheit der Staat zuständig sei. Die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung unter Präsident Jacob Zuma laufe vorbildlich.
Ob die hauptsächlich in der schwarzen Bevölkerung verbreitete Fußball-Begeisterung die Menschen auch in die Stadien leiten wird, bleibt noch abzuwarten. 450 000 der 640 000 Tickets wurden verkauft, ein hoher Prozentsatz aber an einen Sponsor. Für das Eröffnungsspiel waren am Freitag noch 1000 Karten zu haben. Kein Spiel, nicht einmal der Vorrunden-Kracher zwischen Titelverteidiger Brasilien und Weltmeister Italien am 21. Juni in Pretoria, ist bislang ausverkauft.
Von Sonntag an soll endgültig der Sport die Schlagzeilen bestimmen. Europameister Spanien mit den Topstars Xavi und Fernando Torres bestreitet sein Auftaktspiel gegen Ozeanien-Meister Neuseeland. Die weiteren Turnierfavoriten steigen am Montag ein. Brasiliens Starensemble um Kaká und die Bundesliga-Profis Lucio und Josue bekommt es mit Ägypten zu tun, für die der Dortmunder Mohamed Zidan im Südafrika-Aufgebot ist. Italien mit dem Wahl- Münchner Luca Toni spielt gegen die USA, die gleich drei Deutschland- Legionäre (Michael Bradley, Heath Pearce, Luis Robles) im Kader haben. Eine Serie wollen alle acht Teams brechen: Noch nie konnte ein Confed-Cup-Sieger im folgenden Jahr auch den WM-Pokal gewinnen.
Die Mini-WM zum Sommerausklang im afrikanischen Winter ist für die Teams in jedem Fall ein Millionenspiel. Die FIFA hat ein Gesamtpreisgeld von umgerechnet 12,5 Millionen Euro ausgelobt. Der Turniersieger wird mit 2,7 Millionen Euro belohnt, der unterlegene Finalist kassiert 2,3 Millionen. Der Sieger des Spiels um Platz drei bekommt 1,9 Millionen Euro, der Verlierer 1,6 Millionen. Die vier Verbände, deren Teams nach den Gruppenspielen ausscheiden, erhalten jeweils eine Million Euro.
© DPA