Die Schwaben schaffen das Sparen ab. Für das Ziel Champions League springt der VfB Stuttgart über seinen Schatten und stellt bei der Transferpolitik die Weichen auf Risiko.
«Wir investieren in einer Größenordnung, die es in diesem Verein noch nicht gegeben hat», versprach der zum Sportvorstand berufene Horst Heldt den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung des Fußball-Bundesligisten. Nach einem Jahr ohne Königsklasse, in dem Umsatz und Gewinn des Vereins einbrachen, will der VfB mit Macht zurück auf Europas größte Fußball-Bühne.
Aufsichtsratschef Dieter Hundt kündigte daher eine «kontrollierte Offensive» auf dem Transfermarkt an. Präsident Erwin Staudt betonte, in Sachen Ablösesummen künftig «mithalten» zu wollen. «Der VfB ist nicht auf der Suche nach Ergänzungsspielern. Uns geht es um erfahrene internationale Spieler, die uns weiterbringen», erklärte Staudt. Der Erwartungsdruck ist groß. Unter stürmischem Applaus forderte Torwart Jens Lehmann per Video-Schaltung aus dem Trainingslager in Leogang eine mutige und umfangreiche Einkaufstour. «Nur mit einem Ersatz für Mario Gomez schafft man es nicht. Da braucht man schon etwas mehr», rief der 39-Jährige ins rappelvolle Carl Benz Center.
Kein einziges Mal fiel der Name Klaas-Jan Huntelaar an diesem Abend, doch der niederländische Nationalstürmer war trotzdem allgegenwärtig. Nur zu gern hätte Staudt den Torjäger von Real Madrid den Mitgliedern als Neuzugang präsentiert. Aber der 25-Jährige zögert weiter. «Wir werden eine Lösung präsentieren. Davon können Sie ausgehen», versicherte Heldt. Seit Wochen verhandelt der Manager fieberhaft mit potenziellen Neueinkäufen. Die Zeit bis zu den beiden Play-Off-Partien um den Einzug in die «Königsklasse» im August läuft ihm allmählich davon. «Ich bitte um Geduld. Wir werden das hinkriegen», sagte der 39-Jährige.
Mehr als 30 Millionen hat Heldt dank des Rekordtransfers von Gomez zum FC Bayern München in der Kasse. Auch von Finanzchef Ulrich Ruf hat der frühere Mittelfeldspieler einen Freibrief für mindestens einen Top-Transfer erhalten. «Wir wollen das Risiko eingehen, aber das muss auch sitzen», sagte Ruf. Heldt aber will sich nicht treiben lassen. «Der Spielermarkt ist derzeit so überhitzt, dass kurzfristige Abschlüsse bisher unverhältnismäßig teuer waren», erklärte er.
Zumindest bei Teamchef Markus Babbel stößt Heldt damit auf Verständnis. «Diese Spieler sind nicht für einen Appel und ein Ei zu haben. Ich bin zu lange im Geschäft, um nervös zu werden», meinte der Trainer-Novize. So ganz können die Stuttgarter dann doch nicht vom Kurs der Vernunft lassen, den sogar der gebürtige Münchner Babbel schon verinnerlicht hat. «Wir sind ja Schwaben. Wir wollen Qualität und nicht irgendwelche Ladenhüter.»
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