Südafrika feiert schon, die Rekord-Prämien sind festgelegt - Joachim Löw und seine Trainerkollegen warten dagegen noch voller Spannung auf ihre ersten WM-Kontrahenten.
Wenn unter den Augen der internationalen Fußball-Prominenz im International Convention Centre von Kapstadt die 32 Teilnehmer der 19. Weltmeisterschaft auf acht Gruppen verteilt werden, wird für Bundestrainer Löw endlich die heiße Phase des Titel- Unternehmens «Südafrika 2010» beginnen. «Dann bekommt die WM für uns ein Gesicht», sagte der DFB-Projektleiter am Kap. Als zusätzlichen Anreiz setzte der Weltverband FIFA die höchste WM-Siegprämie aller Zeiten fest: Der neue Weltmeister kassiert 20,5 Millionen Euro, der Zweite 16,5 Millionen Euro.
WM-Cheforganisator Danny Jordaan setzte schon vor der Auslosung, die rund 200 Millionen Menschen in 200 Ländern an den TV-Schirmen verfolgen werden, für das erste Welt-Championat auf afrikanischem Boden einen hohen Maßstab: «Es soll die beste WM aller Zeiten werden.» In Sachen Sicherheit, Ticket-Verkauf, Unterkünfte und Transport der Fans warten auf die Südafrikaner bis zum Turnier-Start im kommenden Sommer allerdings noch viele knifflige Aufgaben. Für das deutsche Team hat Chefcoach Löw das Titel-Ziel bereits klar formuliert: «Wenn man antritt, möchte man auch ins Finale kommen.» Und wenn Michael Ballack und Co. so weit kommen sollten, wollen sie natürlich auch den vierten Sieg-Stern nach 1954, 1974 und 1990.
Die WM-Teilnahme lohnt sich für alle 32 Teilnehmer mehr denn je: Insgesamt schüttet die FIFA 280 Millionen Euro aus, das sind 61 Prozent mehr als bei der WM 2006 in Deutschland. Das Finale bringt 16,5 Millionen Euro. 15 Millionen kassieren die Halbfinalisten, ein Viertelfinal-Einzug garantiert 12 Millionen Euro. Die Vereine, die Spieler zur WM abstellen, bekommen insgesamt 27 Millionen Euro als Entschädigung. Die 16 Teams, die schon nach der Vorrunde nach Hause reisen müssen, erhalten neben der Qualifikations-Prämie von 660 000 Euro noch 5,3 Millionen Euro Antrittsgeld.
3254 Menschen inklusive des Sicherheitspersonals bastelten in den vergangenen zwölf Monaten in Südafrika an einem attraktiven Startschuss für den World Cup 2010. Oscar-Gewinnerin Charlize Theron und FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke werden durch die 90-Minuten- Auslosung führen, bei der die ganze Welt «Afrikas Rhythmus» spüren soll. Sport-Weltstars wie David Beckham, der trotz des Todes seines Großvaters in Kapstadt sein will, und Haile Gebrselassie werden neben fünf südafrikanischen Prominenten die Lose ziehen. Der WM-Slogan «Ke Nako» («Es ist an der Zeit») für das Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli kommenden Jahres wird bei einem großen Fan-Fest auf der Long Street von Kapstadt schon ab sofort in ausgelassene Party-Stimmung umgesetzt.
Wie intensiv die Verantwortlichen der südafrikanischen Regierung und des Fußball-Weltverbandes FIFA das Thema Sicherheit angehen, bekamen Medienvertreter aus allen Teilen des Globus demonstriert. Die FIFA-Exekutive mit Franz Beckenbauer wurde zu ihrer Sitzung auf die ehemalige Gefängnis-Insel Robben Island, wo Nelson Mandela als Häftling mit der Nummer 466/65 lange Jahre eingesperrt war, von Polizeibooten und einem Militärhubschrauber begleitet. Sogar Marine-Taucher sicherten den Transfer der Fußball-Weltregierung und ihrer Begleiter auf die 30 Bootsminuten entfernte Insel, die heute eine Mahnstätte gegen Rassismus ist. Die Auslosung in Kapstadt wird ebenso umfangreich geschützt. Im kommenden Sommer sollen 41 000 zusätzliche Polizisten die Sicherheit in Südafrika gewährleisten, wo es eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt gibt.
Löw nimmt mit seiner Mannschaft nach der problemlosen Qualifikation die Rolle als Mitfavorit an und sieht für die Akteure um «Capitano» Ballack in Südafrika große Möglichkeiten. «Die Geschichte wird geschrieben bei den Turnieren und gerade bei den Weltmeisterschaften. Auch für jeden Spieler», betonte der Bundestrainer und sagte ein spannendes Titelrennen voraus: «Diese WM wird wahrscheinlich sehr ausgeglichen, sehr intensiv und auf einem hohen Niveau sein.» Den afrikanischen Mannschaften traut Löw auf dem heimischen Kontinent viel zu. DFB-Teammanager Oliver Bierhoff räumt auch anderen Außenseitern eine Chance ein: «Bei so einem Turnier gibt es immer ein oder zwei Überraschungs-Mannschaften.»
Gut möglich, dass Deutschland trotz des vermeintlichen Vorteils, in Lostopf 1 als ein Gruppenkopf gesetzt zu sein, schon in der Vorrunde auf Überraschungs-Kandidaten wie die USA, Chile oder die Elfenbeinküste trifft. Dazu droht aus Topf 2 ein starker Europäer wie Frankreich oder Portugal. Auch ein deutsches Trainer-Duell mit Ottmar Hitzfelds Schweizern oder Otto Rehhagels Griechen ist schon in der frühen Turnier-Phase möglich.
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