Der 1. FC Nürnberg kann sich auf die große Sause einrichten: Der Traditionsclub aus Franken hat das Tor zu seinem siebten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga ganz weit aufgestoßen.
Im Hinspiel der ersten Relegation seit 18 Jahren gewann der «Club» beim letzten im Oberhaus verbliebenen Ost-Verein Energie Cottbus mit 3:0 (1:0) und hat damit die besten Karten vor dem Rückspiel am 31. Mai.
«Die Butter lassen wir uns nicht mehr vom Brot nehmen. Wir haben jetzt gute Voraussetzungen, unser Saisonziel zu erreichen», sagte FCN-Präsident Michael A. Roth. Auch Trainer Michael Oenning meinte: «Ich glaube nicht, dass wir uns in unseren kühnsten Träumen ausgemalt haben, hier 3:0 zu gewinnen. Zu Hause werden wir den Sack dann zumachen. Oenning warnte aber vor zu früher Feierlaune. Bei den Cottbusern herrschte angesichts des drohenden dritten Abstieges dagegen Entsetzen: «Man kann verlieren, aber nicht so. Wir haben uns in Fußball-Deutschland blamiert. Jetzt müssen wir wohl eher für die 2. Liga planen», stellte Präsident Ulrich Lepsch fest. Trainer Bojan Prasnikar gab eine Durchhalteparole aus: «Wir haben noch 90 Minuten. Im Fußball ist alles möglich.»
Isaac Boakye mit einem abgefälschten Glücksschuss (12. Minute) und seinem zweiten Tor kurz vor Schluss (89.) sowie Christian Eigler (55.) erzielten die Treffer für die in der zweiten Halbzeit klar überlegenen Gäste. «Wir wären schon mit einem Unentschieden zufrieden gewesen», gestand Verteidiger Stefan Reinartz. Die nach dem Abpfiff sich vor Freude in die Arme fallenden Franken durften sich vor 22 500 Zuschauern im ausverkauften Stadion der Freundschaft allerdings auch bei ihrem überragenden Torwart Raphael Schäfer bedanken. «Das Tor hat viel gewendet. Wir wussten, das Spiel nach vorn liegt Cottbus nicht, insofern hat uns das gut in die Karten gespielt», sagte Schäfer.
Die Cottbuser schleppten sich dagegen niedergeschlagen und jeglicher Illusionen beraubt in die Kabine. «Es ist ist schwer, jetzt Worte zu finden nach so einem Desaster. Wir sind völlig auseinandergefallen , meinte Keeper Gerhard Tremmel: «Die Hoffnung stirbt zuletzt, aber die Aussichten sind ganz schlecht.» Die Fans skandierten beim Abgang der Profis enttäuscht: «Außer Tremmel könnt Ihr alle gehen.» Bei Stiven Rivic lagen die Nerven blank, der Mittelfeldspieler beschimpfte vor der Kabine die Journalisten. Mariusz Kukielka stellte fest: «Alle sind furchtbar nervös und stinksauer. Als wir das Tor kassiert haben, was alles vorbei.» Verteidiger Daniel Ziebig sprach sogar vom «schlimmsten Tag, den ich je erlebt habe. Man kann gegen Bayern 0:4 verlieren und gegen Schalke 0:5, das ist nicht schlimm. Aber das war gar nichts.»
Dabei hatte Cottbus losgelegt wie die Feuerwehr: Nach nur 30 Skeunden verfehlte Rivic den «Club»-Kasten. In der siebten Minute parierte Schäfer einen Schuss des Chinesen Jiayi Shao spektakulär. Selbst das glückliche Führungstor der Nürnberger, bei dem Ivan Radeljic den Boakye-Schuss für Tremmel unhaltbar ins lange Eck abfälschte, konnte die Hausherren nicht bremsen. Doch ohne den weiter nicht zur Verfügung stehenden Dimitar Rangelow setzte sich die Cottbusser Misere vor dem gegnerischen Tor fort: Ausbeute mangelhaft.
Spielmacher und Standard-Spezialist Ervin Skela fand ebenfalls in Schäfer seinen Meister (22.), Shao zielte mit einem Kopfball nicht genau genug (25.). In Emil Jula fiel dann ausgerechnet noch der letzte gesunde Stürmer aus. Nach dem Wechsel erwiesen sich die Angriffsbemühungen des Bundesliga-16. gegen den Zweitliga-Dritten nur noch als Strohfeuer. Stattdessen überwand Eigler Tremmel nach schönem Pass von Daniel Gygax. Die Chance zum dritten Nürnberger Treffer vergab Zweitliga-Torschützenkönig Marek Mintal (68.), ehe Boakye nach Mintals Zuspiel Maß nahm.
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